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Zahlreiche Menschen haben teilweise täglich mit quälenden Hustenattacken zu kämpfen – besonders Patient:innen mit chronischen Lungenerkrankungen wie Asthma oder COPD sind davon betroffen. Typisch dabei: Das Abhusten von Schleim, auch Auswurf genannt, der durch den Druck beim Husten nach oben befördert wird. Doch selbst wenn es sich unangenehm anfühlt: Diesen Prozess gilt es zu unterstützen – beispielsweise mit besonderen Techniken oder Mitteln.
In diesem Beitrag zeigen wir:
- warum das Abhusten von Schleim so wichtig ist,
- wie man den Schleim richtig abhusten kann und
- welche Mittel das Abhusten erleichtern.
Husten – ein wichtiger Reflex
Warum husten wir überhaupt? Beim Husten handelt es sich um einen Schutzreflex zur Reinigung der Atemwege: Durch das Abhusten befreien sich verschleimte Bronchien von festsitzendem Sekret. Denn dieses stört die Atmung, verstärkt Atembeschwerden und bietet Viren und Bakterien einen Nährboden. Für Patient:innen mit chronisch verschleimten Bronchien geht es deshalb darum, den Schleim zu lösen und nach oben zu befördern, um ihn dann mithilfe der richtigen Hustentechnik abzuhusten.
Dennoch gilt: Das ist leichter gesagt als getan. Denn je zäher der Schleim, desto schwerer das Abhusten. Therapeutische Ansätze zielen deshalb in erster Linie darauf ab, das Abhusten zu erleichtern, Schmerzen zu lindern und die Atemnot zu reduzieren.
Hustentechnik – So husten Sie den Schleim richtig ab
Die folgende Hustentechnik erleichtert das Abhusten von zähem Schleim:
- Versuchen Sie zunächst, möglichst entspannt zu bleiben und nicht zu verkrampfen. Nehmen Sie eine atemerleichternde Körperhaltung ein (beispielsweise den Kutschersitz oder die Torwartstellung). Wichtig ist, dass Sie den Oberkörper leicht nach vorne beugen und mit Armen oder Händen auf den Oberschenkeln abstützen.
- Husten Sie möglichst erst dann, wenn Sie das Sekret schon relativ weit oben in der Brust oder im Hals spüren. Das ist schonender für den Körper, denn Abhusten kann ein Kraftakt sein.
- Husten Sie gegen Ihre geschlossenen Lippen oder in Ihre Faust, so dass die Backen sich kurz aufblähen. Der dabei entstehende Gegendruck weitet die Atemwege bzw. verhindert ein Verkrampfen der Bronchien.
- Husten Sie kurz und kräftig, jedoch nicht gewaltsam. Ziel ist es nicht, möglichst kraftvoll zu husten, sondern effektiv Sekret abzuhusten.
- Setzen Sie wenn möglich zwischen den Hustenattacken die Lippenbremse ein. Atmen Sie dazu tief durch die Nase ein und pressen Sie beim Ausatmen ohne Anstrengung die Lippen leicht aufeinander. Die Luft sollte langsam und gleichmäßig durch einen schmalen Spalt entweichen.
- Spucken Sie das abgehustete Sekret gegebenenfalls aus.
Diese Mittel erleichtern das Abhusten
So weit, so gut. Doch was, wenn der Schleim zu tief sitzt und sich partout nicht lösen will? Um besonders zähes Sekret nach oben zu befördern, haben sich über die Zeit diverse Mittel und Methoden bewährt:
1. Inhalationen
Besonders Inhalationen mit isotonischer Kochsalzlösung sind hervorragend geeignet, um die Atemwege zu befeuchten und den Schleim in den Bronchien zu lockern. Doch wie geht das vonstatten? Hierfür gibt es spezielle Inhaliergeräte wie Ultraschall- oder Düsenvernebler. Ihr Vorteil: Sie zerstäuben die Lösung zu kleinsten Tröpfchen, die beim Inhalieren tief in die Atemwege bis zu den betroffenen Bereichen vordringen. Kochsalzlösungen und Vernebler sind in Apotheken erhältlich – letztere werden häufig auch von der Krankenkasse bezahlt.
2. Atemphysiotherapie
Richtig husten kann man trainieren! Daran arbeiten Atemphysiotherapeut:innen mit chronischen Atemwegspatient:innen – sowohl stationär in Kliniken und Rehabilitationszentren, als auch ambulant in der eigenen Praxis. In der Regel werden Atemphysiotherapien bei COPD von Haus- oder Lungenfachärzt:innen verordnet: 6 Einheiten zu je 20 Minuten und bis zu 5 Folgeverordnungen sind hier möglich.
Hauptziel der Atemphysiotherapie ist es den Betroffenen Atem- und Hustentechniken zu vermitteln, die ihre Atemnot reduzieren, festsitzenden Schleim in den Bronchien lösen und ihnen das Abhusten erleichtern.
Unter anderem können bestimmte manuelle Techniken am Brustkorb dabei unterstützen den Schleim von der Bronchialwand zu lösen und Richtung Mund zu transportieren. Dabei werden durch die Hilfe des oder der Therapeut:innen die Atemzüge vertieft, die Ein- und Ausatembewegung des Brustkorbs unterstützt und der Einfluss der Schwerkraft auf die Lunge genutzt.
Sehr effektiv für die Mobilisation und den Transport des Schleims ist auch eine Kombination aus einer manuellen Unterstützung der Brustkorbs und seiner Bewegung zusammen mit einem Atemtherapiegerät, das die Lunge in Schwingungen versetzt (z.B. RC-Cornet® PLUS, Flutter VRP1® oder RC-FIT® CLASSIC).
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3. Atemtherapiegeräte
Aber auch ohne professionelle Unterstützung durch Physiotherapie gibt es Wege, sich und seine Lunge beim Abhusten zu unterstützen. So kann man regelmäßiges Training mit bestimmten Atemtherapiegeräten (RC-Cornet® PLUS, Flutter VRP1® oder RC-FIT® CLASSIC) leicht auch zu Hause durchführen. Die Wirkungsweise ist einfach, aber effektiv: Beim Ausatmen in ein solches Gerät entstehen Vibrationen, die das Bronchialsystem in Schwingung versetzen. Die Vibrationen lösen festsitzendes Sekret von den Bronchialwänden und machen den Schleim weniger zäh. Dadurch lässt er sich leichter aus den Bronchien nach oben befördern und abhusten. Das hat in etwa den gleichen Effekt wie das Schütteln einer Ketchup-Flasche am Glas – die Flüssigkeit löst sich in beiden Fällen von den Wänden.
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4. Viel (Tee) trinken
Auch die typischen Hausmittel können nützlich sein, um Schleim in den Atemwegen loszuwerden. Wer viel trinkt, tut sich etwas Gutes – denn das macht den Schleim insgesamt flüssiger. Besonders eignen sich hier warme Bronchialtees mit Anis, Fenchel, Thymian, Spitzwegerich, Eibisch oder Süßholzwurzel.
5. Pflanzliche Schleimlöser
Viele pflanzliche Schleimlöser können dabei helfen, festsitzendes Sekret zu in den Bronchien zu lösen: Isländisch Moos oder Cineol sind hier nur zwei von vielen Helfern, die den Schleim verflüssigen sollen. Die meisten davon sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Das Gespräch mit dem oder der Apotheker:in empfiehlt sich dennoch, um eventuell Wechselwirkungen mit anderen eingenommenen Medikamenten auszuschließen.
Selbst wenn es seltsam klingen mag: Husten kann etwas sehr Positives sein – wenn man es richtig macht. Denn auch, wenn es unangenehm ist, so unterstützt produktiver Husten die Selbstreinigung der Lunge – und das Durchatmen fällt wieder leichter.
Quellen:
– Kardos P. (et al.): Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin zur Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten. In: Pneumologie 2019; 73(03): 143-180.
– Weise, S. (et al.): Empfehlungen zur physiotherapeutischen Atemtherapie (2. Aufl.). Oberhaching/München, 2008.
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