Sport bei COPD – So bleiben Sie in Bewegung!

Wenn Treppensteigen zur Herausforderung wird, ist an Sport nicht zu denken – oder? Doch! Denn körperliches Training ist gerade bei COPD ein wichtiger Bestandteil der Therapie. Aber welche Sportarten sind geeignet und wie viel kann ich mir selbst zutrauen?
 | 05.10.2021

Mit einer chronischen Erkrankung zu leben bedeutet für viele, sich nur eingeschränkt bewegen zu können – wodurch man wiederum den Spaß am Sport verliert und dadurch weiter abbaut. Ein scheinbarer Teufelskreis! Dabei gibt es viele Gründe für körperliches Training, erst Recht für Lungenpatient*innen: Es verbessert die Lungenfunktion, steigert die Belastbarkeit und erhält die Muskulatur. Zudem zeigte sich, dass sportliche aktive COPD-Patient*innen durchweg seltener ins Krankenhaus mussten – und im Endeffekt länger lebten. Was auch immer es ist, das Betroffenen Spaß macht: Bewegung ist immer eine gute Idee. Doch wie finde ich heraus, was mir gut tut?

Welche Sportarten sind bei COPD geeignet?

Zahlreiche Studien belegen, dass Patient*innen aller Schweregrade von physischem Training profitieren. Grundsätzlich empfiehlt sich bei COPD eine ausgewogene Mischung aus Kraft- und Ausdauertraining. Welche Trainingsform angemessen ist, hängt jedoch stark von der Belastbarkeit der oder des Einzelnen ab:

Schon Einstein wusste: Wenn Du einen Fisch danach beurteilst, ob er auf einen Baum klettern kann, wird er sein ganzes Leben glauben, dass er nichts kann. Ähnlich ist es beim Sport: Sich selbst regelmäßig zu fordern, ist gut. Doch Überforderung durch die falsche Sportart oder zu viel Leistungsdruck endet nur in Frust und einer erhöhten Verletzungsgefahr. Bewegung sollte ein angenehmer Ausgleich für Körper und Geist sein, keine lästige Verpflichtung, die mit Unwohlsein oder Angst einhergeht.

Patient*innen mit leichter bis mittelschwerer COPD profitieren beispielsweise am meisten von Ausdauertraining. Das bedeutet: Gleichmäßige Belastung. Hierunter fallen Sportarten wie Wandern, Nordic Walking, leichtes Joggen, Radfahren, Tanzen, Schwimmen und Gymnastik, um nur einige zu nennen.

Eine aktuelle Studie mit rund 80 COPD-Patient*innen im GOLD-Stadium 3 verglich drei Gruppen miteinander: Eine übte sechs Monate lang regelmäßig Tai Chi aus, die zweite Gruppe ging regelmäßig zum Nordic Walking und eine dritte Gruppe übte keinen speziellen Sport aus. Sowohl die Walking-, als auch die Tai-Chi-Gruppe gaben nach dem halben Jahr an, dass ihre Energie und Ausdauer gesteigert wurden. Besonders das Tai Chi führte außerdem dazu, dass Teilnehmer*innen ihre Atmung besser steuern und dadurch eine Atemnot leichter bewältigen und mildern konnten. Das sorgte wiederum für mehr Entspannung im Alltag – und weniger Angst vor Einschränkungen durch die COPD. Ein schönes Beispiel dafür, wie sich regelmäßige Bewegung sowohl auf den Körper, als auch auf den Geist auswirken kann.

Patient*innen mit mittelschwerer bis schwerer COPD sind dagegen häufig von einem krankheitsbedingten Verlust der Muskelmasse betroffen und benötigen daher ein angepasstes Programm. Für sie ist eventuell ein fachlich betreutes Kraftraining zum Muskelaufbau sinnvoll, bevor sie Ausdauersport betreiben. Generell rät sich, die Art und Weise des Trainings vorher mit dem oder der Lungenfachärzt*in abzustimmen, gerade in fortgeschritteneren Stadien.

Doch wie sieht es für Patient*innen mit sehr schwerer COPD und starker Atemnot aus, die möglicherweise sogar auf ein Sauerstoffgerät angewiesen sind? Auch für sie sind positive Effekte durch regelmäßige Bewegung in mehreren Studien belegt worden. Diese Patient*innen sollten allerdings im Rahmen einer Reha-Maßnahme an ein angemessenes Training unter ärztlicher Aufsicht herangeführt werden.

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Prinzipiell gilt gerade für die Patient*innen, die noch unsicher sind, welcher Sport für sie geeignet ist: Für Betroffene aller Schweregrade eignet sich insbesondere Lungensport, der speziell auf chronisch Erkrankte abgestimmt und von Experten betreut wird. Hier muss sich niemand überfordern und kann sich so Stück für Stück an seine Wohlfühl-Intensität und den Lieblingssport annähern. Ob der Sport “unter Beobachtung” oder individuell und für sich selbst ausgeübt wird, hat laut einer aktuellen Studie jedoch keine Auswirkung auf seine positive Auswirkungen: Bei über 1.000 untersuchten Patient*innen zeigte sich, dass sich Bewegung in jeglicher Form positiv auf ihre Fitness auswirkte – egal ob alleine oder unter professioneller Anleitung. Ein tolles Signal, besonders in der Pandemiezeit: Denn selbst wenn Präsenz-Sport oder Bewegung in Gruppen gerade nicht möglich sein sollte, so gibt es immer noch digitale Alternativen für zu Hause – die Effektivität scheint darunter nicht zu leiden.

Gibt es ungeeignete Sportarten?

Kann ich mich auch überfordern? Klar ist: Vor allem Anfänger sollten intensivere Sportarten vermeiden, die schnell zu einer Überlastung führen können. Dazu gehören vor allem laufintensive Sportarten wie Tennis, Fußball und Badminton. Wer sich gerne draußen bewegt, kann dies ruhig tun, aber Achtung: Höhensport wie Bergwandern ist eher ungeeignet, denn durch den erhöhten Luftdruck kommt weniger Sauerstoff in den Körper, als es in niedrigeren Lagen der Fall ist.

Für Fans von Judo, Karate und Co. gilt: Kampf- und Kraftsportarten sind zwar nicht generell ungeeignet, eignen sich aber weniger, wenn es um den Erhalt der Lungenfunktion und der Lebensqualität geht. Ein Ausdauertraining, zumindest als Ergänzung, bringt hier größere Fortschritte für die Lunge mit sich.

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Natürlich sind die Grenzen der Belastbarkeit stark von der oder dem Einzelnen abhängig. Letztlich ist daher nicht die Sportart entscheidend, sondern die Intensität, mit der ein Sport betrieben wird. Anders formuliert: Alles ist erlaubt, solange die eigenen Grenzen richtig eingeschätzt und Überanstrengungen vermieden werden.

Wie schütze ich mich vor Atemnot beim Sport?

Auch Patient*innen mit Atembeschwerden sollten die Bewegung nicht scheuen! Folgende Maßnahmen bieten Schutz vor Atemnot – oder verschaffen schnelle Abhilfe im Falle eines Falles:

  • Intensität langsam steigern: Gerade nach längeren Pausen empfiehlt sich dringend, langsam anzufangen und sich von Mal zu Mal leicht zu steigern. Zu viel von sich und seinem Körper zu verlangen, sorgt für Frustration und eine erhöhte Verletzungsgefahr.
  • Gut aufwärmen: Selbst im Sommer ist es wichtig, Sehnen und Bänder erst aufzuwärmen, um sie auf die erhöhte Belastung vorzubereiten.
  • Starke Hitze vermeiden: Gerade in der wärmeren Jahreszeit gilt es, der Mittagshitze eher aus dem Weg zu gehen. Hier bieten sich die kühleren Morgenstunden als optimale Tageszeit für Bewegung an.
  • Vorsorgen: Grundsätzlich gilt, auch bei moderater oder leichter Intensität: Das Notfall-Spray sollte man immer nah am Körper tragen. So hat man es mit einem Griff bei sich, wenn es doch einmal zu viel wird.
  • Atmung trainieren: Für COPD-Patient*innen ist die Atemphysiotherapie eine wirkungsvolle Methode, um die Atemwege zu trainieren und geschmeidig zu halten.

Tatsächlich sollten gerade chronisch erkrankte Patient*innen – wie solche mit COPD oder Asthma – auf regelmäßige Bewegung achten und sich eine gute Grundfitness erhalten. Das steigert nicht nur das Wohlbefinden, sondern kann sogar das Leben verlängern, trotz Lungenerkrankung.

Quellen:
– H. Worth, A. Meyer, H. Folgering (et al.): Empfehlungen der Deutschen Atemwegsliga zum Sport und körperlichen Training bei Patienten mit obstruktiven Atemwegserkrankungen. Pneumologie 2000, 54: 61-67.
– Gilliam et al. (2021): Managing the experience of breathlessness with Tai Chi: A qualitative analysis from a randomized controlled trial in COPD. Abgerufen über: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0954611121001694
– Taylor D et al. Thorax 2021; DOI: 10.1136/thoraxjnl-2020-216007
– Spielmanns et al. (2015). Lungensport: Ambulantes Sportprogramm hilft langfristig bei COPD. Abgerufen über: https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/s-0041-102720.pdf
– Foto: Kzenon / Shutterstock.com

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1 Kommentar

  1. „Achtung: Höhensport wie Bergwandern ist eher ungeeignet, denn durch den erhöhten Luftdruck kommt weniger Sauerstoff in den Körper, als es in niedrigeren Lagen der Fall ist.“
    Der Luftdruck ist in den Bergen nicht erhöht sondern niedriger, daher das Problem. Diese Textpassage sollte korrigiert werden.

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