Hitzestress bei Asthma und COPD – Was tun gegen Atemnot?

Der Sommer ist längst angekommen – und belastet Körper und Geist. Selbst ohne chronische Lungenerkrankungen können Temperaturen jenseits der 30 Grad stark zusetzen. Doch gerade für COPD- und Asthma-Patient:innen sind sie eine echte Belastung. Wie schütze ich mich nun vor Atemnot-Attacken?
 | 16.08.2022

Es ist nahezu jedes Jahr das gleiche: An heißen Tagen mit Höchstwerten über 25 Grad steigt die Zahl der Notfall-Einweisungen in deutschen Kliniken sprunghaft an. Die meisten denken nun bestimmt, dass das vor allem Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind. Das stimmt auch, doch für den Anstieg sind ebenso chronische Lungen-Patient:innen, beispielsweise mit Asthma bronchiale und COPD, verantwortlich. Doch wie kommt es dazu?

Hohe Temperaturen erschweren das Atmen

Ein Grund für diese rapide ansteigenden Notfall-Zahlen: Die Urbanisierung. Denn durch immer mehr und höhere Gebäude staut sich die Hitze in Großstädten extrem. Wenn zusätzlich noch Abgase und eine hohe Luftfeuchtigkeit zu diesem Hitzestau dazukommen, kann das zum Problem werden. Das Resultat: Immer mehr Menschen leiden unter Atembeschwerden, einige sogar unter ausgeprägter Atemnot.

Übrigens: Auch extreme Kälte kann dem Körper stark zusetzen und die Atmung belasten. Die Zahlen der Notfall-Einweisungen schnellen daher sowohl bei Hitzewellen als auch bei plötzlichen Temperatur-Einbrüchen in die Höhe.

Wie schütze ich mich am besten, wenn es heiß ist?

Wer sich die folgenden vier Fragen stellt, wird vielleicht feststellen, dass man doch noch etwas optimieren kann, um seinen Körper vor der enormen Hitze zu schützen.

1. Wie verhalte ich mich an heißen Tagen?

Um Atemnot bei Hitze vorzubeugen, lassen sich ganz allgemein einige Verhaltenstipps formulieren. Dazu zählt beispielsweise, die Ernährung zu hinterfragen – oder für ausreichend Abkühlung zu sorgen. Doch wie geht das? Hier finden sich fünf Tipps für heiße Tage.

2. Wie kann ich die klimatischen Bedingungen in meiner Wohnung optimieren?

Lüften sollte man möglichst dann, wenn die Außentemperaturen noch nicht so hoch sind – also in der Nacht, am frühen Morgen oder am späten Abend. Tagsüber dagegen sollte man Fenster geschlossen halten und je nach Möglichkeit abdunkeln – sei es via Rollläden oder Vorhänge. So bleibt die heiße Luft draußen.

Eine Forschungsgruppe der Charité Berlin hat gezeigt, dass sich eine Raumtemperatur von konstanten 23 Grad positiv auf den Zustand von COPD-Patient:innen auswirkt. Für Wohnungen, die sich im Sommer stark aufheizen, kann daher die Anschaffung einer Klimaanlage sinnvoll sein. Doch hier ist etwas Vorsicht geboten: Mit dem Einbau einer solchen Anlage steigt meistens auch die Infektgefahr. Denn die kühle Luft verteilt sich nicht gleichmäßig, ist außerdem trockener und verteilt nicht selten Viren und Bakterien im Raum – und lässt so Erkältungen schneller entstehen. Auskunft können der oder die Lungenfachärzt:in geben – oder der Fachhandel.

3. Was tun bei Atemnot?

Trotz aller Vorsicht kann es dazu kommen, dass das Atmen bei großer Hitze schwer fällt. Wichtig ist nun jedoch, keinesfalls in Panik zu geraten und stattdessen Ruhe zu bewahren. Möglicherweise hilft eine Patient:innen-Schulung, um die richtigen Techniken zu erlernen, die Körper und Geist beruhigen. Doch prinzipiell gilt: Lieber tief und langsam in den Bauch hinein als schnell und flach atmen. Mit Hilfe von Übungen wie der bekannten Lippenbremse oder der Torwartstellung kann man sich zusätzlich das Atmen vereinfachen und die Bronchien unterstützen.

atemnot copd

Atemnot bei COPD – Was tun im Notfall?

Als Lungenpatient:in in Atemnot zu geraten, kann sich bedrückend oder beängstigend anfühlen. Gerade im fortgeschrittenen Zustand der COPD ist außerdem schnelles Eingreifen gefragt. Glücklicherweise gibt es einen Notfallplan für solche Situationen. Weiterlesen

Wenn sonst nichts hilft, ist der Einsatz eines Notfallsprays angemessen, um die Atemwege zu entkrampfen und zu weiten, sodass mehr Luft hindurchfließt.

4. Wohin wende ich mich im Notfall?

Für alle Fälle ist es gut, sich mit dem Ernstfall auseinanderzusetzen – denn eine gründliche Vorbereitung kann Panik und Ängsten vorbeugen, wenn die Atemnot doch nicht abzumildern ist. Man sollte sich daher fragen:

  • Gibt es eine Klinik in der Nähe, die ich im Notfall kontaktieren kann?
  • Könnte ein Hausnotruf etwas für mich sein? Der Samariterbund oder das Deutsche Rote Kreuz bieten speziellen Patient:innen-Gruppen einen sogenannten Hausnotruf an. Das funktioniert ganz simpel: Mit Hilfe eines Senders, den man auch am Körper tragen kann, wird per Knopfdruck ein Signal an die nächste Leitstelle gesendet. Dieser Knopf wird einfach um den Hals getragen und fällt daher im Alltag kaum auf.
  • Wer kann mir sonst noch helfen? Unter Umständen ergibt ein Notfallplan für Ersthelfer:innen Sinn – für den Fall, dass man sich nicht mehr selbst helfen kann. Die Haus- oder Lungenfachärzt:innen-Praxis können hier sicher beraten.

“Wann wird’s mal wieder richtig Sommer”, sang schon Rudi Carrell – und auch, wenn diese Jahreszeit ihre guten Seiten hat, so ist sie auch belastend. Daher sollten gerade Lungenpatient:innen mit COPD oder Asthma darauf achten, vorbereitet zu sein. So kann die starke Hitze kaum davor bewahren, einen Sommer mit viel Spaß und Wohlbefinden zu genießen.

Quellen:
– Thieme.de, 2017. Hitzestress infolge Klimaerwärmung erhöht Sterberisiko von Lungenpatienten. Abgerufen am 19. Juli 2022 über https://www.thieme.de/steigender-hitzestress-erhoeht-sterberisiko-lungenkrankheiten
– Charitè Berlin, 2014. Charité untersucht Genesungsverlauf in innovativ klimatisierten Patientenzimmern. Pressemeldung der Charité Berlin. Abgerufen am 19. Juli über https://www.charite.de/chronische_lungenerkrankungen_besser_behandeln/
– Foto: fizkes / istock.com

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