ACOS – Asthma-COPD-Overlap Syndrom

Asthma bronchiale und COPD ähneln sich in vielerlei Hinsicht. In einigen Fällen geht sogar die eine in die andere Krankheit über – oder sie vermischen sich, dann spricht man vom ACOS, dem Asthma-COPD-Overlap-Syndrom. Doch wie kann man sich eine solche Überlappung vorstellen und welche Therapie kommt hierfür infrage?
 | 20.06.2023

Etwa jede:r fünfte Asthma– und COPD-Patient:in leidet unter einer Mischform der beiden Lungenkrankheiten. Dieses Phänomen wird dann als Asthma-COPD-Overlap-Syndrom bezeichnet, kurz: ACOS. „Overlap“ kommt aus dem Englischen und steht für Überlappung.

Obwohl es sich um unterschiedliche Krankheitsbilder handelt, ist es auch für Lungenärzt:innen nicht immer leicht, Asthma und COPD auseinanderzuhalten. Das liegt daran, dass sich die Symptome stark ähneln können, sodass die beiden Erkrankungen auf den ersten Blick nicht ganz einfach voneinander zu unterscheiden sind. Doch wo genau liegen diese Gemeinsamkeiten?

Asthma und COPD – Wo liegen die Unterschiede?

Bei oberflächlicher Betrachtung sind Asthma bronchiale und COPD einander zum Verwechseln ähnlich: In beiden Fällen handelt es sich um chronische Lungenkrankheiten mit den Hauptsymptomen Atemnot, Husten und Auswurf. Erst bei genauerem Hinsehen zeigen sich die Unterschiede:

Erst bei genauerem Hinsehen zeigen sich die Unterschiede:

  • Das Alter, in dem die ersten Symptome auftreten: Die COPD tritt meist erst im höheren Alter auf, Asthma bronchiale wird hingegen eher schon im Kindesalter diagnostiziert.
  • Die Ursache, auf der die Krankheit beruht: Die COPD wird in 9 von 10 Fällen durch Rauchen verursacht. Beim Asthma ist die Sache weniger eindeutig – Erbanlagen und Umgebungsfaktoren spielen hier eine Rolle, aber möglicherweise auch eine zunehmend dichte Bebauung, insbesondere in Ballungsgebieten, sowie unsere moderne, industrialisierte Lebensweise.
  • Eine leicht unterschiedliche Symptomatik: Die Bronchien von COPD-Patient:innen sind dauerhaft verengt, sodass sich die Atemnot erst im fortgeschrittenen Stadium und vor allem bei körperlicher Belastung zeigt. Asthma ist dagegen eher durch überempfindliche Bronchien gekennzeichnet. Die Verengung der Bronchien tritt eher anfallsweise auf – häufig als Reaktion auf eigentlich ungefährliche Bestandteile der Umgebungsluft, sogenannte Allergene – und bildet sich in der Regel wieder vollständig zurück.

Was genau ist ACOS?

Derzeit gibt es noch keine einheitliche Definition des Asthma-COPD-Overlap-Syndroms. Das liegt vor allem daran, dass die Forschung des Krankheitsbilds erst am Anfang steht – viele Fragen sind also noch unbeantwortet. Dazu kommt, dass ACOS in diversen Ausprägungen auftreten kann, was die Diagnose zusätzlich erschwert. Gerade im Alter oder bei Raucher:innen verschwimmen die Symptome von Asthma und COPD ineinander.

Woran erkennt man das ACOS?

Trotz der diversen Ausprägungen und Feinheiten gibt es eine Gemeinsamkeit, die alle Formen und Mischformen von ACOS miteinander verbindet: eine dauerhafte Atemwegsobstruktion, die sich selbst mit hohen Medikamentendosen nicht beheben oder aufhalten lässt. Vereinfacht gesagt: Die Verengung der Atemwege kann mithilfe der üblichen Therapie nicht mehr rückgängig gemacht werden.

Neben dieser maßgeblichen Gemeinsamkeit gibt es je nach Ausprägung noch mehr Merkmale, die zusätzlich auftreten können. In der Regel sind sie entweder typisch für Asthma bronchiale oder typisch für COPD. Was bedeutet das bezüglich des Verlaufs der chronischen Lungenerkrankung?

Meistens steht ACOS für einen schwereren Verlauf, als es bei Asthma oder COPD alleine der Fall wäre. Der Grund: ACOS-Patient:innen leiden tendenziell unter einer stärkeren Symptomatik, häufigeren Exazerbationen, also akuten Verschlechterungen, und werden deswegen auch öfter ins Krankenhaus eingewiesen. In der Konsequenz leiden sie unter einem schnelleren Verlust der Lungenfunktion, als es bei entweder Asthma oder COPD als isolierte Erkrankung der Fall gewesen wäre.

Wer ist betroffen von ACOS?

Durch die Beobachtungen und die Forschung der letzten Jahre hat sich herauskristallisiert, dass es ein paar Risikofaktoren gibt, die die Entstehung eines ACOS wahrscheinlicher machen. So sind es meist Erwachsene ab einem Alter von 40 Jahren und mit einer langen asthmatischen und allergischen Vorgeschichte, die vom Asthma-COPD-Overlap-Syndrom betroffen sind. Doch auch über diese spezielle Gruppe hinaus stellt man fest, dass etwa 15 bis 20 Prozent aller Asthma- und COPD-Patient:innen Symptome aufzeigen, die zu ACOS passen könnten. Das sind – in unterschiedlicher Ausprägung – vor allem:

  • Atemnot bei Belastung, die bei Asthma-Patient:innen auftritt, obwohl dies eher ein typisches COPD-Symptom ist
  • Überempfindliche Atemwege bei COPD-Patient:innen, obwohl dies eher für Asthma bronchiale typisch ist

Auch eine erhöhte Anzahl von Exazerbationen, also akuten Verschlechterungen, kann ein Hinweis auf die Entstehung eines ACOS sein.

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Wie entsteht das ACOS normalerweise?

Zusätzlich zu den oben beschriebenen Risikofaktoren können auch externe Einflüsse dafür sorgen, dass die Entstehung eines ACOS wahrscheinlicher wird. Zwei Beispiele gefällig?

  • Beispiel 1: Ein allergisch vorbelasteter Patient, der zudem häufig unter Infektionen der Nebenhöhlen leidet, raucht trotz der vorbelasteten Atemwege. Dies kann dazu führen, dass auch die unteren Atemwege durch den Tabakkonsum in Mitleidenschaft gezogen werden – ein ACOS könnte entstehen. Denn das Beschwerdebild zeigt sowohl Asthma-typische Komponenten – die Allergie – sowie COPD-Charakteristiken anhand von typischen Atembeschwerden auf.
  • Beispiel 2: Eine Patientin leidet schon seit längerer Zeit an Asthma bronchiale. Hinzu kommt nun jedoch eine weitere Belastung der Atemwege, beispielsweise durch eine hohe Schadstoffbelastung am Arbeitsplatz. Als Folge auf die dauerhafte und zusätzliche Belastung kann ein ACOS entstehen.

Selbstverständlich trägt kein Betroffener von ACOS Schuld an seiner Diagnose. Allerdings gibt es vermeidbare Faktoren, die das Beschwerdebild verschlimmern können und deren Steuerung zumindest teilweise in der Verantwortung der Betroffenen selbst liegt.

Welche Folgen hat die Diagnose „ACOS“ für Betroffene?

Ist ein ACOS erst einmal diagnostiziert, so sollte auch die Therapie vor diesem Hintergrund neu überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Beispielsweise kann sich ein erhöhter Bedarf eines Medikaments ergeben oder eine engmaschigere therapeutische Betreuung angebracht sein.

Das Asthma-COPD-Overlap-Syndrom betrifft zwar nicht die Mehrheit, aber doch einen recht großen Anteil der Patient:innen der beiden chronischen Lungenerkrankungen. Weil ACOS nicht gerade leicht zu diagnostizieren ist, sollte man als Patient:in im ständigen Austausch mit sich selbst stehen und sich immer wieder fragen: Wie geht es mir aktuell mit meiner Lungenerkrankung? Hat sich etwas in den letzten Wochen oder Monaten verändert oder verschlechtert? Spätestens beim nächsten Kontrolltermin sollte man diese Hinweise der oder dem Lungenfachärzt:in weitergeben, damit die Diagnostik verfeinert und die Therapie gegebenenfalls angepasst werden kann. Diese Eigenverantwortung für sich und seine Gesundheit zu übernehmen, wird meist mit einem längeren und gesünderen Leben mit mehr Wohlbefinden belohnt.

Quellen:
– Alshabanat, A. (et al.): Asthma and COPD Overlap Syndrome (ACOS): A Systematic Review and Meta Analysis. US National Library of Medicine National Institutes of Health. Online-Veröffentlichung am 03.09.2015.
– DocCheck, 2020: Asthma-COPD-Overlap-Syndrom. Abgerufen bei https://flexikon.doccheck.com/de/Asthma-COPD-Overlap-Syndrom am 12. Mai 2023
– Global Initiative for Asthma, 2015: Diagnosis of Diseases of Chronic Airflow Limitation: Asthma COPD and Asthma-COPD Overlap Syndrome (ACOS). Abgerufen bei https://goldcopd.org/wp-content/uploads/2016/04/GOLD_ACOS_2015.pdf am 12. Mai 2023
– Foto: Fotolia.com

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