Der Winter ist gerade für Menschen mit Lungenkrankheiten eine herausfordernde Zeit: Trockene Heizungsluft, Grippewellen und ein jetzt noch stärkerer innerer Schweinehund machen die kalten Monate nicht einfacher. Doch auch COPD-Patient:innen stehen viele Wege offen, sich gut auf diese Zeit vorzubereiten – und sie dann auch bestmöglich genießen zu können.
Tipp 1: Für ein gutes Raumklima sorgen
Es klingt sehr einfach: Die eingeatmete Luft ist einer der wichtigsten Einflüsse für die Lungengesundheit – nicht nur, aber besonders bei COPD. Befinden sich in der Umgebungsluft Schadstoffe wie beispielsweise Zigarettenrauch, Feinstaub, Industrie- und Verkehrsabgase oder sogenannte Noxen, wird dies erst recht auf Dauer zur Belastung für die Lunge. Doch was kann ich als Betroffene:r nun dagegen tun?
Klar ist: Für Raucher:innen ist eine Rauchentwöhnung der wichtigste Schritt. Patient:innen, die der Zigarette entsagen, leben im Schnitt fünf bis zehn Jahre länger. Doch auch abgesehen vom Rauchen gilt: Vermeiden, was nicht gut tut. Wer also am Arbeitsplatz dauerhaft Schadstoffen ausgesetzt ist – wie es zum Beispiel oft in der Bau-, Textil-, oder Getreideindustrie der Fall ist – sollte über einen Arbeitsplatzwechsel nachdenken. Ebenso dürfen die Abgase durch erhöhtes Verkehrsaufkommen nicht unterschätzt werden – zum Beispiel in Innenstädten oder Ballungsräumen. Doch auch in der Freizeit lauern Gefahren: Der gemütliche Plausch am Lagerfeuer oder auch der Heizofen im Wohnzimmer kann durchaus eine Belastung für die Lunge darstellen. Daher gilt es, das Einatmen von Feuerrauch ebenfalls zu vermeiden – und den Haushalt auf gefährliche Gase zu untersuchen.
Wer einen Kamin zu Hause hat, sollte unabhängig von etwaigen Lungenerkrankungen einen Kohlenmonoxid-Melder anbringen. Das kleine Gerät misst die CO-Konzentration in der Raumluft und schlägt zuverlässig Alarm, bevor es zu spät ist.
Tipp 2: Die richtige Arztpraxis finden
Speziell bei den Diagnosen COPD und Lungenemphysem sollte die Behandlung grundsätzlich von einer Lungenfacharztpraxis, sprich einem oder einer Pneumolog:in, eingeleitet werden. Denn nur Fachärzt:innen verfügen über die notwendigen Gerätschaften, die für eine möglichst präzise Diagnose erforderlich sind. Statt der Hausarztpraxis die Spezialist:innen für Lungenkrankheiten aufzusuchen, ist daher unbedingt zu empfehlen – und zwar mindestens ein- bis zwei Mal jährlich. Sofern der oder die Pneumolog:in einwilligt, kann die Hausarztpraxis nach der Diagnosestellung die weiterführende Betreuung übernehmen.
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Speziell im Winter sollte man auf eine regelmäßige Vorsorge achten. Denn durch die kälteren Temperaturen und weil man dadurch mehr Zeit drinnen verbringt, ist man eher gefährdet, an einem akuten Infekt zu erkranken. Als Lungenpatient:in gilt es dies auf jeden Fall zu vermeiden.
Tipp 3: Sich impfen lassen
Für Personen mit einer chronischen Lungenerkrankung, zum Beispiel COPD oder Asthma, ist es außerdem empfehlenswert, seinen Impfstatus regelmäßig zu überprüfen und bei Bedarf aufzufrischen – gerade vor dem Winter, in dem die Krankenzahlen meistens ihren Höchststand erreichen. Doch welche Impfungen machen hier Sinn? Hauptsächlich ist es ratsam, sich gegen Pneumokokken impfen zu lassen. Zusätzlich ist die jährliche Grippeschutzimpfung zu empfehlen. Warum jährlich? Das Grippevirus passt sich regelmäßig an – und somit muss auch der Impfstoff dementsprechend angepasst werden. Und wie sieht es mit der Impfung gegen das Coronavirus aus? Aktuell spricht sich die Ständige Impfkommission (STIKO) sogar für eine zeitgleiche Impfung gegen das Corona- und das Grippevirus aus, sofern einige Dinge beachtet werden. Hier ist es gerade für COPD-Patient:innen sehr sinnvoll, mit dem oder der Hausärzt:in über das Thema Impfung zu sprechen. Ein solches Gespräch ist generell eine gute Idee, gerade für Betroffene mit weiteren Begleiterkrankungen oder in einem fortgeschrittenen Stadium – und erst recht, wenn der Winter vor der Tür steht.
Tipp 4: Auch bei schlechtem Wetter für ausreichend Bewegung sorgen
Gründe für sportliche Aktivität gibt es viele: Ein ausreichendes Maß an Bewegung reduziert die Atemnot, steigert die Belastbarkeit und erhält die Lebensqualität von COPD-Patient:innen.
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Auch an geeigneten Sportarten mangelt es nicht: Besonders geeignet für chronisch lungenkranke Patient:innen sind Sportarten, die eine geringe, aber konstante Belastung zulassen wie Wandern, Walken, leichtes Joggen, Radfahren, Tanzen, Schwimmen und Gymnastik. Wichtig ist, den inneren Schweinehund auch in der kalten Jahreszeit zu überwinden. Denn selbst, wenn es verständlich ist, dass ein Nachmittag auf der Couch verlockend erscheint – der Lunge tut die Bewegung und die frische Luft gut!
Für Betroffene von fortgeschrittener COPD eignet sich vor allem Lungensport – also ein speziell auf solche Patient:innen zugeschnittenes Programm. Lungensport wird in ganz Deutschland von Sportvereinen oder Reha-Einrichtungen angeboten.
Tipp 5: Für eine gute Pflege der oberen Atemwege sorgen
Im Winter ist das Immunsystem empfindlicher und wird schneller geschwächt. Daher gilt es gerade jetzt, sich vor akuten Infektionen zu schützen. Denn zum einen sind die Erkältungssymptome bei ihnen oft besonders stark ausgeprägt – und zum anderen sind akute Infektionen häufig die Auslöser von Krankheitsschüben bei COPD, auch Exazerbationen genannt. Gott sei Dank gibt es viele Tricks, mit denen man sich vor Atemwegsinfektionen schützt – sogar bei niedrigen Temperaturen:
- Durch die trockene Heizungsluft empfiehlt sich gerade jetzt, regelmäßig Kochsalzlösungen über einen Ultraschall- oder Düsenvernebler zu inhalieren. Beide sind problemlos in den meisten Apotheken erhältlich, oft auch auf Rezept. Die Inhalation der feuchten, salzigen Luft schützt die Atemwege vor dem Austrocknen: Erreger haben es dadurch schwerer, dort haften zu bleiben und eine Infektion auszulösen.
- Zur Befeuchtung der Nasenschleimhaut stehen zudem Nasenspülungen (sogenannte Nasenduschen) oder pflegende Sprays zur Verfügung.
- Auch die Ernährung gehört zu einem gesunden Lebensstil dazu. Im Winter ist es besonders wichtig, den Vitaminbedarf durch eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse zu decken.
- Spätestens seit der Corona-Pandemie ist klar: Handhygiene ist das A und O, um eine Ansteckung zu vermeiden. Sich regelmäßig gründlich die Hände zu waschen, ist daher ein wichtiger Schritt in der Prävention von Erkältung und Co.
Es sind vor allem diese fünf Tipps, die Lungenpatient:innen mit COPD helfen – ganz besonders in der kalten Jahreszeit. Zudem ist es wichtig seine Krankheit zu akzeptieren, sich mit ihr auseinanderzusetzten und auf seinen Körper zuhören – dies bildet gute Voraussetzungen dafür, trotz COPD ein langes Leben voller Wohlbefinden zu führen.
Quellen:
– Foto: Monkey Business Images / Shutterstock.com
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