Chronische Lungenerkrankungen: Kümmerer als Krisen-Manager (Teil 5)

Der letzte Beitrag der Mini-Serie widmet sich der besonderen Herausforderung, die eine akute Verschlechterung für die „Behandlungs-Einheit“ aus Patient und Kümmerer darstellt.

Exazerbation: Notfall für Körper und Seele

Regelmäßige Leser dieses Blogs wissen, daß Lunge und Psyche vielschichtig miteinander verwoben sind. Besonders ausgeprägt sind diese Zusammenhänge bei den akuten Verschlechterungen einer chronischen Lungenerkrankung.

In diesen kritischen Phasen betätigen sich Kümmerer häufig als „Krisen-Manager“:

  • Sie behandeln die emotionalen und körperlichen Symptome der Exazerbationen.
  • Sie verwalten die Medikamente und medizinischen Geräte der Patienten.
  • Sie setzen sich für die Patienten ein und kontaktieren, falls nötig, die Gesundheitsfachkräfte.
  • Um all das tun zu können, müssen sie sich so viel Wissen wie möglich über das Management von Exazerbationen erwerben.
  • Kümmerer unterstützen die Patienten bei den Maßnahmen, die erforderlich sind, um Exazerbationen zu bewältigen.
  • Patienten können ihre Kümmerer meist unmittelbar um Hilfe bitten, wenn sie nicht in der Lage sind zu handeln
  • Möglicherweise sind sich Patienten der entscheidenden Veränderungen nicht bewusst, so daß die Angehörigen für sie handeln müssen.
  • Kümmerer treffen Entscheidungen auf der Grundlage ihrer Erfahrung, ihrer Empathie und ihres Wissens.
  • Sie haben einen Notfallplan, den sie bei akut lebensbedrohlichen Situationen anwenden, auch wenn ein Krankenhausaufenthalt erforderlich ist.
  • Während Exazerbationen versuchen Kümmerer, die Angst und Panikattacken der Patienten zu reduzieren, die eine Atemnot verschlimmern können, indem sie die Patienten beruhigen und ihnen Sicherheit und Kontrolle vermitteln.

Herausforderung 6: Exazerbationen meistern

Im Rahmen der akuten Verschlechterung einer chronischen Lungenerkrankung ergeben sich nicht selten Konflikte zwischen Patienten, Kümmerern und Gesundheitsfachkräften.

  • Wenn der Zustand des Patienten kritisch wird, rufen Kümmerer beispielsweise den Hausarzt für einen Hausbesuch, den Notdienst zur Beratung oder sie bringen den Patienten ins Krankenhaus.
  • Die Entscheidung darüber, wen und wann man um Hilfe bitten sollte, ist nicht immer einfach.
  • Wenn die Gesundheitsfachkräfte den Schweregrad der Erkrankung falsch einschätzen, müssen Kümmerer mit ihnen möglicherweise über die benötigte Hilfe verhandeln, um den Fachkräften die benötigte Unterstützung auf der Grundlage ihres eigenen Urteils und Fachwissens zu vermitteln.
  • Sie verhandeln auch mit den Patienten, wenn sie professionelle Hilfe suchen. Denn manchmal wollen die Patienten abwarten und sehen, ob sie die Verschlimmerung selbst bewältigen können. Dies verursacht ein Dilemma, da eine Verzögerung bei der Suche nach Hilfe den Zustand des Patienten verschlimmern könnte.

In all diesen Konstellationen kann eine gute Kommunikation zu angemessenen Lösungen beitragen:

Beim ersten Auftreten von Warnzeichen

Dein Sputum hat sich deutlich verändert. Wie schätzt Du die Lage aufgrund der anderen Warnzeichen ein?“

Bei Zunahme der Warnzeichen

„Bei mehr als zwei Warnzeichen haben wir uns darauf geeinigt, den Aktions-Plan zu aktivieren. Was sollen wir aktuell davon umsetzen?“

Bei zunehmender Luftnot

Dein Notfall-Spray wird gleich wirken. Bis dahin helfen Kutschersitz und Widerstandsatmen…“

Bei Verschlechterung des Allgemeinbefindens

Du bist nicht begeistert davon – aber es ist jetzt an der Zeit, den Rettungsdienst zu rufen.“

Bei Fehleinschätzung der Lage durch die Gesundheitsfachkräfte

Der Zustand wirkt möglicherweise weniger bedrohlich, als er ist. Aus der Erfahrung mit der letzten Exazerbation haben wir aber gelernt, daß bei diesen Werten eine kritische Situation erreicht ist. Dieser Zustand erfordert sofortiges Handeln…“

Bei Angst und Verzweiflung des Patienten im Rahmen der Exazerbation

Es ist gerade eine schwierige Zeit für Dich. Aber Du bist nicht allein. Gemeinsam stehen wir das durch, bis es wieder aufwärts geht!“

Gute Kommunikation erleichtert das Leben mit einer chronischen Lungenerkrankung – auch für Kümmerer.

Kümmerer können den erkrankten Partnern das Leben durch eine angemessene Kommunikation erleichtern. Doch wie können sie ihr eigenes Leben als Kümmerer erleichtern? Dazu gibt es als Abschluß der Mini-Serie vier Empfehlungen für die Selbstfürsorge der Kümmerer:

Empfehlung 1: Sprich über Deinen Körper!

Sich um einen Patienten mit einer chronischen Lungenerkrankung zu kümmern, fordert einen Tribut von Deinem Körper. Ein Kümmerer kann Probleme damit haben, Schlaf zu finden und gut zu essen. Viele Kümmerer ignorieren ihre eigenen Schmerzen und Beschwerden, die Aufmerksamkeit benötigen, und vernachlässigen ihre Selbstfürsorge.

Empfehlung 2: Sprich über Deine Gedanken!

Sich dauerhaft um einen Patienten mit einer chronischen Lungenerkrankung zu kümmern, ist schwierig und kann überwältigend sein. Du hast vielleicht das Gefühl, daß es schwer ist, mit all den medizinischen Informationen und Entscheidungen. Es kann für Dich schwieriger sein, Dich zu konzentrieren, Entscheidungen zu treffen und Dich verlässlich um den Patienten zu kümmern, wenn Du Dich überfordert fühlst.

Empfehlung 3: Sprich über Deine Zeit!

Wenn sich die Dinge für den Patienten ändern, ändern sie sich für Dich, den Kümmerer. Menschen, die Du früher regelmäßig treffen konntest, oder Aktivitäten, die Du einst gerne unternommen hast, sind nicht mehr möglich aufgrund Deiner Verantwortlichkeiten als Kümmerer.

Empfehlung 4: Sprich über Deine Gefühle!

Du wirst Zeiten des Friedens, des Zweifels, der Hoffnung, der Angst und mehr erleben. Der Patient könnte Dir, aufgrund seiner eigenen Erfahrungen, helfen beim Umgang mit diesen Gefühlen. Aber möglicherweise denkst Du, dass Du den Patienten nicht beunruhigen willst.

Als Kümmerer hast Du also möglicherweise das Gefühl, dem Patienten nicht sagen zu können, wie es Dir geht. Oder worüber Du Dir Sorgen machst, wie sehr Du es vermisst, andere Dinge zu tun und wovor Du Angst hast.

Jeder Kümmerer muß Entscheidungen treffen, was er dem Patienten oder anderen mitteilen soll. Manchmal ist es hilfreich, seine Gedanken und Gefühle mit einer anderen Person als dem Patienten zu besprechen. Denn es ist gerade für einen Kümmerer wichtig, seine Gefühle, Sorgen und Bedenken mitzuteilen und gehört zu werden – egal, ob mit jemandem zu Hause oder mit einer Person außerhalb des Hauses.

Zu guter Letzt!

Diese und weitere Hinweise und Übungen für die unterschiedlichen Situationen im Krankheitsverlauf findest Du auch im „Kommunikations-Leitfaden für Alpha-1-Kümmerer“. Du kannst die Broschüre kostenlos auf der Website von Alpha-1-Deutschland herunterladen: https://www.alpha1-deutschland.org/hilfe-fuer-angehoerige

Viele der dort aufgeführten Empfehlungen eignen sich nicht nur für Alpha-1-Kümmerer, sondern lassen sich leicht an die Bedürfnisse von Patienten mit COPD oder anderen chronischen Lungenerkrankungen anpassen. Das Ziel ist klar: Kümmerer bei ihrer wichtigen Aufgabe effektiv zu unterstützen, denn ihr Engagement ist unverzichtbar.

DANKE an alle Kümmerer!

Quellen:
– Foto: fizkes / Shutterstock.com

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