Herz und Lunge – wie hängen sie zusammen?

Atemnot und Brustschmerzen sind für COPD-Patient:innen keine Seltenheit – gerade in fortgeschrittenen Stadien. Doch tatsächlich neigt man erst recht als Lungenpatient:in dazu, es vorschnell auf die Lunge zu schieben. Gelegentlich werden solche Symptome auch vom Herzen verursacht. Wie kann ich lernen, das zu unterscheiden?
 | 19.04.2022

Je weiter die COPD fortgeschritten ist, umso mehr gehören sie zum Alltag – die Rede ist von Symptomen wie Atemnot, Kurzatmigkeit und Schmerzen im Brustbereich. Selbst nach vielen Jahren mit der Krankheit kann das psychisch und körperlich herausfordernd sein und sich sogar lebensbedrohlich anfühlen. Dennoch lernen Betroffene, mit den Beschwerden zu leben – und “gewöhnen” sich beinahe an sie. Dabei kann es sein, dass genau diese Symptome gar nicht von der Lunge ausgehen, sondern von ihrem benachbarten Organ: Dem Herzen.

Herz und Lunge – eine Wechselbeziehung

Herz und Lunge stehen sich nicht nur nahe, sie arbeiten zudem eng zusammen und sind in einer Art Wechselbeziehung: Funktioniert das eine Organ nicht ausreichend, wird meist auch das andere in Mitleidenschaft gezogen. Der Grund: Der menschliche Organismus besteht aus zwei Blutkreisläufen: Dem Lungen- und dem Körperkreislauf. Der Lungenkreislauf sorgt dafür, dass das Blut mit Sauerstoff angereichert wird. Der sogenannte Körperkreislauf hingegen versorgt die Organe bis in die Körperzellen hinein mit eben diesem Sauerstoff und zusätzlichen Nährstoffen. Mit jedem Herzschlag startet ein neuer solcher Kreislauf. Doch was genau passiert nun, wenn einer der beiden Partner:innen in diesem Bündnis nicht mehr leistungsfähig ist?

Das Risiko, unter einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu leiden, ist für COPD-Patient:innen gegenüber der Durchschnittsbevölkerung um das 2,5-fache erhöht. Insgesamt erkranken etwa 20% der Betroffenen einer COPD auch an einer Herzschwäche.

Ein Beispiel: Kann das Herz aufgrund einer Schwäche (auch Herzinsuffizienz genannt) nicht mehr genug Blut durch den Körper transportieren, staut sich dieses in den Lungenvenen – und bildet von dort eine Art Rückstau bis in die Kapillaren, die feingliedrigen Verzweigungen der Lunge, hinein. Die Folge: Der für den Körper dringend notwendige Gasaustausch kann nicht mehr stattfinden – Patient:innen leiden unter Atemnot und haben das Gefühl, nicht ausreichend Luft zu bekommen. Verbessert sich die Leistungsfähigkeit des Herzens nicht, kann dieser Zustand sogar chronisch werden.

Das gleiche Phänomen gibt es auch andersherum: Erhöht sich der Druck in den Lungengefäßen, muss die rechte Herzkammer mehr Leistung bringen. Dadurch kann es zu einer Überlastung der Herzklappe kommen, die dadurch undicht wird. So entstehen Herzprobleme, die ursprünglich von der Lunge ausgelöst wurden.

Regelmäßige Kontrolle von Herz und Lunge

Beispiele wie diese gibt es viele. Gerade bei Patient:innen mit angeborenen Herzfehlern entwickeln sich über die Jahre häufig auch Lungenprobleme. Doch was bedeutet das jetzt konkret für COPD-Patient:innen?

Bei Lungenpatient:innen empfiehlt es sich generell, neben der regelmäßigen Kontrolle der Lungenfunktion auch das Herz immer wieder einmal von einer oder einem Kardiolog:in überprüfen zu lassen. Zudem gibt es Gemeinschaftspraxen, die sowohl Spezialist:innen für das Herz, als auch für die Lunge beschäftigen. Wer primär unter Herzproblemen leidet, die aber zusätzlich die Atemwege betreffen könnten, ist bei einer oder einem sogenannten EMAH-Spezialist:in gut aufgehoben. EMAH steht hier für “Erwachsene mit angeborenem Herzfehler”.

Typische Untersuchungsmethoden sind hier beispielsweise die Echokardiografie (kurz: EKG) mit und ohne Belastung oder die Untersuchung des Blutserums.

Die COPD kommt selten allein – Betroffene leiden neben der Lungensymptomatik häufig zusätzlich unter anderen Begleiterkrankungen. Nicht ausschließlich, aber oft ist dabei auch das Herz betroffen, denn Lunge und Herz formen eine Allianz und beeinflussen sich gegenseitig stark. Lungenpatient:innen tun daher gut daran, beide Organe regelmäßig untersuchen zu lassen. Denn frühzeitig erkannt, kann eine Krankheit am ehesten therapiert werden. So steht einem langen Leben in Wohlbefinden nichts mehr im Wege.

Quellen:
– idw – Informationsdienst Wissenschaft, 2021: Atemnot, Brustschmerzen, Leistungsschwäche: Ist das Herz oder die Lunge schuld? Abgerufen via https://idw-online.de am 18.03.2022
– COPD-aktuell.de, 2021: Wenn die COPD ans Herz geht – Herzinsuffizienz als häufiger Begleiter. Abgerufen via https://www.copd-aktuell.de/herzinsuffizienz am 18.03.2022
– Foto: Natalia Lisovskaya / Shutterstock.com

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