Von COPD-Patient:innen wird viel abverlangt – zum Beispiel, was die Koordination im Alltag anbelangt: Zwischen regelmäßigen Kontrollterminen bei dem oder der Fachärzt:in sollen Betroffene Tagebücher führen, ihre Medikamente pünktlich einnehmen, Notfallmedikamente richtig einsetzen und atemtherapeutische Übungen verfolgen. Darüber hinaus sollen sie sich sportlich betätigen und sich gesund ernähren. Ist all das überhaupt möglich? Klar ist: Schon für den Kopf kann der Alltag mit einer COPD zur Herausforderung werden – außerdem wird immer deutlicher, dass die chronische Lungenerkrankung auch das Nervensystem belastet.
COPD erhöht das Risiko für neurologische Erkrankungen
Es gibt eine Reihe von Begleiterkrankungen der COPD, die das Nervensystem betreffen. Einige davon werden durch die Lungenerkrankung selbst ausgelöst – andere wiederum durch die Auslöser einer COPD: beispielsweise das Rauchen oder einfach ein höheres Alter. So ist das Risiko von COPD-Patient:innen, an neurologischen Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson zu erkranken, fast doppelt so hoch. Da viele dieser Krankheiten erst im späteren Alter erste Symptome zeigen, werden sie häufig zu spät diagnostiziert, um ihr Fortschreiten noch aufhalten zu können.
Glücklicherweise gibt es für solche Fälle COPD-Netzwerke, die Aufschluss darüber geben, ab wann Patient:innen ein auffälliges Verhalten zeigen. Diese Leitlinien sollen Ärzt:innen dabei unterstützen, trotz langjährigem Verhältnis zu ihren Patient:innen frühzeitig zu erkennen, ob diese Risikofaktoren für eine kognitive Erkrankung aufweisen – häufig helfen diese Leitlinien, sogar vor dem Ausbilden erster Symptome von Demenz und Co. eine solche Diagnose zu stellen. Doch welche Hinweise werden hier genau betrachtet?
Viele Erkrankungen existieren nicht alleine
Hohe Entzündungswerte sind ein Beispiel für einen Risikofaktor, der sich zudem kognitiv niederschlagen könnte. Auch eine Sauerstoffunterversorgung – Hypoxämie genannt – oder ein schlechtes Ergebnis im 6-Minuten-Gehtest weisen darauf hin, dass Patient:innen unter neurologischen Probleme leiden könnten.
Die COPD ist mit ihren zahlreichen Vernetzungen zu anderen Krankheiten übrigens nicht alleine: Eine Auswertung unter Post-Covid-Patient:innen zeigte, dass eine Vielzahl von ihnen unter kognitiven Einschränkungen litt: Je nach Schwere des Verlaufs wies knapp ein Viertel von ihnen Gedächtnisprobleme auf, bei rund 15% war der Sprachfluss vermindert.
Auch die COPD selbst stellt wiederum einen Risikofaktor für weitere Erkrankungen dar: Denn einerseits sind Herz und Lunge eng miteinander verbunden – wer also mit dem einen Organ gesundheitliche Probleme hat, hat häufig ebenfalls welche mit dem anderen. Darüber hinaus scheint die COPD auch ein erhöhtes Risiko zu einer Polyneuropathie auszumachen. Was ist das? Eine solche systemische Erkrankung bezeichnet die Schädigung mehrerer Nerven, wodurch Patient:innen unter Empfindungsstörungen oder teilweise sogar Schmerzen in den von den Nerven versorgten Gliedmaßen empfinden. Diverse Prozesse, die durch COPD im Körper ausgelöst werden, können sich also auch schädigend auf das allgemeine Nervensystem auswirken.
Die COPD kann alleine schon belastend genug sein – doch oft ist sie eng verknüpft mit anderen Vorgängen im Körper. Kein Wunder also, dass sie mit vielen Begleiterkrankungen einhergeht und die Entstehung von weiteren Beschwerden wiederum wahrscheinlicher macht. Doch das ist kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken: Viele dieser Krankheiten lassen sich bei früher Diagnose behandeln – wichtig ist, sich ständig selbst zu beobachten und zu dokumentieren: Wie geht es mir heute im Vergleich zu vor fünf Jahren? Wie nimmt mein Umfeld mein Verhalten wahr? Solche Denkprozesse können extrem aufschlussreich sein und letztlich dafür sorgen, dass man ein gesünderes, besseres Leben führt.
Quellen:
– Lungenärzte im Netz (2022): COPD nagt auch am Nervensystem. Abgerufen via https://www.lungenaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/copd-nagt-auch-am-nervensystem/ am 24.03.2022
– Deutsches Gesundheitsportal (2021): Auswertung der neurologischen Post-COVID-Ambulanz der Charité zeigt: Kognitive Beeinträchtigungen sind häufig! Abgerufen via https://www.deutschesgesundheitsportal.de/2021/11/05/auswertung-der-neurologischen-post-covid-ambulanz-der-charite-zeigt-kognitive-beeintraechtigungen-sind-haeufig/ am 24.03.2022
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