Schleim oder auch Sekret genannt – so seltsam es auch klingen mag – ist eine gute Sache. Denn er ist ein Zeichen dafür, dass der Körper eine Entzündungsreaktion auf etwas zeigt, was wiederum Voraussetzung für einen Heilungsprozess ist. Bei einer normalen Erkältung mit Husten ist die Verschleimung daher eine zwar nervige, aber sinnvolle Einrichtung unseres Körpers. Anders sieht es jedoch aus, wenn die Entzündung zu einem chronischen Zustand wird, also dauerhaft besteht. Bei Menschen mit COPD kann dies schlimmstenfalls sogar zur Zerstörung des Lungengewebes und zu verstärkten Infektionen führen. Die Atemwege fühlen sich verengt an, so als würde man durch einen Strohhalm atmen. Die Ursache für diese chronischen Prozesse ist bisher jedoch ungeklärt. Zudem ist nicht ganz klar, was denn nun zuerst war: Die Verschleimung, die die Entzündung weiter befeuert. Oder die Entzündung, die die Verschleimung hervorruft?
Schleim oder Entzündung – was war zuerst?
In einer aktuellen Studie prüfte ein Forscher:innen-Team nun, ob man die “Henne oder Ei”-Frage beim Schleim beantworten kann. Sie testeten, inwiefern die ständige Verschleimung der Lunge dazu beiträgt, dass die körpereigenen Fresszellen verändert werden. Fresszellen sind in unserem Organismus für die Beseitigung von Viren, Bakterien und anderen Erregern zuständig – was schließlich die Heilung fördern soll, sodass eine Entzündung nicht mehr “benötigt” wäre. Allerdings fiel den Forscher:innen auf, dass die Fresszellen mit zunehmender Verschleimung der Lunge genau das Gegenteil taten: Sie förderten die Entzündung noch weiter. Doch warum? Auch darauf fand das Team eine Antwort: Scheinbar griff der Schleim die DNA der Fresszellen an, sodass diese ihrer ursprünglichen Aufgabe nicht nachkamen, sondern wie Roboter immer und immer mehr Entzündungsprozesse anstießen.
Was bedeutet das konkret? fragt man sich jetzt vielleicht: Die starke Verschleimung der Atemwege sorgt scheinbar für eine “Umprogrammierung” der Fresszellen, sodass diese auch noch zu chronischen Entzündungen beitragen, statt diese zu stoppen. In der Konsequenz verschlimmern sich die Symptome von COPD-Patient:innen und es kann eher zu Exazerbationen mit kürzeren Zeitabständen kommen. Dieses Ergebnis unterstreicht also zusätzlich, wie zentral die Schleimlösung bei chronisch-entzündlichen Atemwegserkrankungen ist. Die gute Nachricht dabei: Dieses Ergebnis könnte ein neues Feld für die Entwicklung zielgerichteter Therapien eröffnen, indem vor allem ein Augenmerk auf die veränderten Atemwegs-Fresszellen gelegt wird.
Therapie oder Training – was ist das Beste für meine Lunge?
Wenn man „Dr. Google” fragt, dann gibt es eine Vielzahl von Einträgen zu Atemtherapie, Atemtraining oder auch dem gerne benutzten Begriff „Lungentraining“. Aber was davon ist für mich als Atemwegspatient:in das Richtige und wo liegen die Unterschiede? Weiterlesen
Wie löse ich den Schleim am besten?
So viel also zu den Ursachen für eine verschleimte Lunge. Doch was kann ich als Betroffene:r nun tun, um dem entgegenzuwirken und meine Atemwege beim Abhusten zu unterstützen?
Selbstverständlich hängt das stark damit zusammen, ob es bereits eine Diagnose gibt, die den Schleim erklärt. Häufige Ursachen sind diese Erkrankungen:
- COPD – die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung sorgt für eine dauerhafte Verengung der Atemwege. Hauptursache von COPD sind eine (frühere) Raucher:innen-Karriere oder andere Schadstoffe, die ständig eingeatmet wurden. Da das Lungengewebe bei einer COPD auch chronisch entzündet ist, bildet sich vermehrt Schleim, was die Atmung erschwert und sogar zu Atemnot führen kann.
- Asthma bronchiale – Wer unter Asthma leidet, hat meist chronisch entzündete Atemwege – denn hier reagieren die Bronchien überempfindlich auf eigentlich unkritische Reize in der Umgebungsluft. Dazu gehören zum Beispiel Pollen, Tierhaare, Hausstaubmilben oder Duftstoffe. Auch bei Asthma ist die Verschleimung eine Begleiterscheinung der chronischen Entzündungen. Wenn die Vermeidung des Reizes nicht möglich ist oder nicht ausreicht, verschreiben Ärzt:innen oft entzündungshemmende Stoffe, die die Bronchien zusätzlich erweitern.
- Chronische Bronchitis – eine Bronchitis gilt als chronisch, wenn sie zwei Jahre in Folge mindestens drei Monate am Stück auftritt. Typisch ist auch hier die vermehrte Schleimbildung – ein Resultat der andauernden Entzündung. Zudem ist Rauchen ein großer Risikofaktor, sodass der erste Schritt wäre, damit aufzuhören. Zusätzlich können Medikamente helfen, die die Entzündung hemmen, die Atemwege abschwellen und somit die Schleimproduktion hemmen.
- Mukoviszidose – hierbei handelt es sich um eine angeborene Stoffwechselstörung, bei der die Lunge vermehrt Schleim produziert. Je weiter die Krankheit fortschreitet, umso mehr Lungengewebe wird in der Regel unwiederbringlich zerstört. Die Einnahme von Medikamenten und eine konsequente Inhalationstherapie sind daher wichtig, um den Schleim in den Bronchien loszuwerden.
Das sind nur vier aus vielen möglichen Auslösern von Schleim in der Lunge. Natürlich hängt die richtige Therapie sehr von der einzelnen Diagnose ab – doch einige Tipps lassen sich auf nahezu alle Lungenerkrankungen übertragen:
- Abhusten – es klingt trivial, doch effektiv und dabei möglichst schonend Schleim abzuhusten, ist gar nicht so einfach. So spielen Körperhaltung, Zeitpunkt und weitere Faktoren hierbei eine große Rolle.
- Inhalation – die Atemwege mit Hilfe von Kochsalzinhalation mit Feuchtigkeit zu versorgen, hilft ungemein dabei, den oft zähen und festen Schleim zu verflüssigen. So kann er leichter abgehustet werden.
- Den Schleim verflüssigen – ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, vereinfacht das Abhusten sehr, weil es den Schleim verflüssigt. Es bieten sich vor allem Tees mit schleimlösenden Kräutern wie Minze oder Eukalyptus an – vor allem sollte das Getränk aber ungesüßt sein.
- Atemtherapie – in einer physiotherapeutischen Atemtherapie lernen Patient:innen unter anderem, wie sie schonend und effektiv abhusten und die Atemmuskulatur stärken, sodass diese den Körper dabei unterstützt, wie z. B. mit dem RC-Cornet® PLUS. Die Vibrationen wirken hier wie das Klopfen einer Ketchup-Flasche – das Sekret löst sich von den Wänden und ist leichter “herauszuschütteln” beziehungsweise abzuhusten.
- Oszillationstraining – wer keine Atemtherapie machen kann oder möchte, kann auch individuell zu Hause seine Atemwege in Schwingung versetzen. Gemeint ist damit Atemtherapie und Atemtraining mit Oszillationen – beispielsweise, wie es beim RC-FIT® CLASSIC der Fall ist.
Schleim in der Lunge ist ein häufiges Symptom bei vielen chronischen Atemwegserkrankungen. Obwohl die Ursachen vielfältig sein können, so sind die Strategien zum Abhusten bei den meisten Krankheiten gleich effektiv. So muss man die Verschleimung nicht tatenlos hinnehmen, sondern kann sie schonend lindern – für ein freies Durchatmen und mehr Wohlbefinden.
Quellen:
– Holzwarth, 2022: Schleim in der Lunge: Welche Krankheiten dahinterstecken können. Abgerufen am 25.11. bei https://www.praxisvita.de/schleim-in-der-lunge-welche-krankheiten-dahinterstecken-koennen-21712.html
– Lungeninformationsdienst, 2021: Atemwegsentzündungen: Zäher Schleim programmiert Immunzellen um. Abgerufen am 25.11. bei https://www.lungeninformationsdienst.de/aktuelles/news/artikel/atemwegsentzuendungen-zaeher-schleim-programmiert-immunzellen-um/
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