Schlafapnoe – wenn nachts die Luft wegbleibt

Schlafapnoe ist eine ernsthafte Schlafstörung, die häufig bei Patient:innen mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) auftritt. Diese doppelte Belastung, oft als Überlappungssyndrom bezeichnet, stellt eine signifikante Herausforderung dar und erfordert besondere Aufmerksamkeit und Pflege.
 | 30.07.2024

In Deutschland leidet über alle Altersgruppen hinweg fast jeder dritte Mann und beinahe jede achte Frau darunter, ab dem 65. Lebensjahr sind sogar rund 40 bis 50 Prozent betroffen: Die Rede ist von der Schlafapnoe. Doch worum handelt es sich bei der Krankheit mit dem sonderbaren Namen eigentlich?

Bei Schlafapnoe kommt es während des Schlafs zu wiederholten Atemaussetzern, die mehrere Sekunden bis Minuten andauern können. Oft sind diese verbunden mit einem lauten Schnarchgeräusch, das Lautstärken bis zu der eines Presslufthammers annehmen kann. Die Atempausen entstehen durch eine Verengung oder gar Blockierung der oberen Atemwege und führen zu einer verminderten Sauerstoffzufuhr, was Puls und Blutdruck sinken lässt. Das wiederum lässt unser Atemzentrum im Hirn Alarm schlagen – der Körper reagiert darauf, indem er den Betroffenen aus dem Schlaf weckt, um die Atmung wieder aufzunehmen. Dies geschieht oft so kurz, dass es vom Betroffenen selbst nicht wahrgenommen wird, aber zu einer erheblichen Störung des Schlafs führt. Denn der Schlafrhythmus wird unterbrochen, Puls und Blutdruck steigen wieder. Tritt dieses Schema mehrfach pro Nacht auf, wird der erholsame und dringend nötige Tiefschlaf verhindert – Betroffene fühlen sich tagsüber daher oft wie gerädert.

Wie entsteht eine Schlafapnoe – und wie äußert sie sich?

COPD-Patient:innen sind besonders gefährdet, Schlafapnoe zu entwickeln, da ihre Atemwege bereits durch die chronische Erkrankung beeinträchtigt sind. Die Kombination aus COPD und Schlafapnoe kann zu einer weiteren Verschlechterung der Atemfunktion führen. Zudem erhöht sich das Risiko für andere ernsthafte gesundheitliche Probleme, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck und Diabetes. Der gestörte Schlaf hat auch Auswirkungen auf die Lebensqualität, da er zu extremer Tagesmüdigkeit, Konzentrationsschwäche und verminderter Leistungsfähigkeit führen kann.

Beispielsweise wurde in einer Studie nachgewiesen, dass ein direkter Zusammenhang zwischen bestimmten Hirnaktivitätsmustern im Schlaf und der Verarbeitung von Gedächtnisinhalten besteht. Die Forschenden fanden heraus, dass die Atmung den Takt dieser Aktivitäten vorgibt. Das Forschungsinteresse war, wie verschiedene Atemmuster während des Schlafs die kognitive Leistungsfähigkeit beeinflussen. In der Studie wurden den Teilnehmenden 120 Bilder gezeigt, die mit bestimmten Wörtern verbunden waren. Nach zwei Stunden Schlaf im Labor wurden die Wort-Bild-Verbindungen abgefragt. Die Ergebnisse zeigten, dass die Atmung und Phasen erhöhter Hirnaktivität direkt zusammenhängen und in diesen Phasen zuvor gelernte Inhalte reaktiviert werden. Diese Erkenntnisse könnten besonders für Menschen mit Lungenerkrankungen wie COPD oder Schlafapnoe relevant sein, da sie oft unregelmäßig atmen und schlecht schlafen. Weitere Untersuchungen sollen klären, ob ältere Menschen mit Schlafstörungen, Atemproblemen und nachlassender Gedächtnisleistung ebenfalls profitieren und ob die CPAP-Masken, die bei der Therapie von Schlafapnoe häufig eingesetzt werden, das Gedächtnis unterstützen können.

Wie behandelt man Schlafapnoe?

Die Diagnose von Schlafapnoe erfolgt in der Regel durch eine Polysomnographie – einer Untersuchung, bei der verschiedene Körperfunktionen während des Schlafs überwacht werden. Bei Verdacht auf Schlafapnoe sollte daher zunächst ein:e Ärzt:in konsultiert werden, der oder die diese Untersuchung anordnen kann. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um die Gesundheit und das Wohlbefinden zu verbessern.

Die Behandlung der Schlafapnoe bei COPD-Patient:innen umfasst häufig die Anwendung einer kontinuierlichen positiven Atemwegsdrucktherapie, im Fachjargon als CPAP bezeichnet. Dabei wird während des Schlafs über eine Maske ein leichter Luftstrom erzeugt, der die Atemwege offenhält und Atemaussetzer verhindert. Diese Therapie kann die Schlafqualität erheblich verbessern und die Sauerstoffsättigung im Blut erhöhen.

Neben der CPAP-Therapie können weitere Maßnahmen hilfreich sein, darunter eine Gewichtsreduktion, die Vermeidung von Alkohol und Beruhigungsmitteln sowie das Schlafen in Seitenlage. Auch eine regelmäßige Behandlung der COPD-Symptome und eine gute Atemtherapie sind wichtig, um die Gesamtsituation zu verbessern. Übrigens: Männer sind vor allem deswegen häufiger von Schlafapnoe betroffen, weil ihre Halsanatomie dies eher begünstigt. Frauen erleben die Atemaussetzer zumeist erst nach der Menopause, wenn auch ihr Halsbereich sich verändert. Ab diesem Alter gleichen sich die Zahlen der Betroffenen bei beiden Geschlechtern an.

Schlafapnoe stellt eine zusätzliche Herausforderung für COPD-Patient:innen dar, doch mit der richtigen Diagnose und Behandlung können die Symptome effektiv gemanagt werden. Eine enge Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt und gegebenenfalls spezialisierten Schlafmediziner:innen ist hierbei unerlässlich. Langfristig kann eine effektive Therapie nicht nur die Lebensqualität steigern, sondern auch das Risiko für schwerwiegende gesundheitliche Folgen reduzieren.

Quellen:
– Helmholtz Zentrum München, o.D. Schlafapnoe. Abgerufen bei https://www.lungeninformationsdienst.de/krankheiten/weitere-lungenerkrankungen/schlafapnoe am 19. Juli 2024
– Helmholtz Zentrum München, 2024. Wie die Atmung im Schlaf die Gedächtnisfunktion beeinflusst. Abgerufen bei https://www.lungeninformationsdienst.de/aktuelles/news/artikel/wie-die-atmung-im-schlaf-die-gedaechtnisfunktion-beeinflusst am 19. Juli 2024
– Verband Pneumologischer Kliniken e.V., o.D. Schlafstörungen. Lungenärzte im Netz. Abgerufen bei https://www.lungenaerzte-im-netz.de/krankheiten/schlafstoerungen/was-ist-schlafapnoe/ am 19. Juli 2024
– Stiftung für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, 2022. Obstruktive Schlafapnoe. Gesundheitsinformation.de. Abgerufen bei https://www.gesundheitsinformation.de/obstruktive-schlafapnoe.html am 19. Juli 2024
– Foto: gilaxia / istock.com

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