Die vier Therapiesäulen der Asthma-Therapie
Wer verstanden hat, wie Asthma ausgelöst werden kann, wird sich jetzt sicherlich fragen: Was kann ich dagegen tun? Grundlegend gibt es vier Säulen der Asthma-Therapie: Das Vermeiden, die Einnahme von Medikamenten, die Schulung zur Selbsthilfe und die Kontrolle.
Um Asthma erfolgreich zu behandeln, muss man zuerst wissen, wie es entsteht.
1. Meiden der Asthma-Auslöser
Als erste Regel der Asthma-Therapie gilt natürlich das Vermeiden der Auslöser, also der jeweiligen Reize oder Allergene. Generell sollten Asthma-Patient:innen daher Orte meiden, an denen für sie ungünstige Luftverhältnisse herrschen. Dabei denkt man oft nur an geschlossene Räume, in denen viel geraucht wird, oder ein Arbeitsplatz, an dem schädliche Gase ausströmen können. Es bedeutet aber auch, in der Hochsaison die Nähe zu Bäumen oder Sträuchern zu vermeiden, auf die man allergisch reagiert. Daneben können aber auch Höhenluft oder solche mit hoher Luftfeuchtigkeit, wie zum Beispiel bei nebligem Wetter, negative Auswirkungen auf die Lunge von Asthmatiker:innen haben.
2. Medikamentöse Therapie
In der Asthma-Therapie werden hauptsächlich inhalative Medikamente eingesetzt, die direkt dorthin gehen, wo sie wirken sollen: in die Lunge. Man bezeichnet diese Sprays als Dosieraerosole.
Der Erfolg der modernen Asthma-Therapie beruht hauptsächlich auf einer bestimmten Medikamentengruppe: den inhalativen Kortikosteroiden, also einer Art von Kortison. Die möglichen Nebenwirkungen von Kortison in der Asthma-Therapie halten sich in Grenzen, was erneut an der rein lokalen Anwendung in der Lunge liegt. Die häufigsten sind Heiserkeit, eine Beeinträchtigung des Stimmapparates und möglicher Pilzbefall im Rachen- und Mundraum. Gerade letzteres lässt sich aber recht einfach vermeiden, indem man direkt nach der Inhalation etwas trinkt oder die Zähne putzt. Um die Nebenwirkungen von Asthma-Sprays mit Kortison zu minimieren, empfehlen Fachgesellschaften die Verwendung von Inhalierhilfen. Sie lassen das Aerosol dort ankommen, wo es hin soll und minimieren dadurch Anwendungsfehler.
Für Patient:innen mit leichtem Asthma bronchiale, also mit weniger als zwei Atemnotsituationen pro Woche, reicht die Inhalation eines Notfallmedikaments im akuten Moment der Atemnot. Diese Wirkstoffklasse nennt man “kurzwirksame Beta-2-Mimetika”. Notfallmedikamente wirken innerhalb weniger Sekunden, indem sie die Bronchien erweitern – und lindern so die Atemnot nahezu sofort.
Unter einem mittelschwerem Asthma bronchiale versteht man, wenn Patient:innen mehr als zwei Atemnotsituationen in der Woche erleben. Dann wird nach Empfehlung der Globalen Initiative für Asthma (GINA) bei Erwachsenen und Kindern ab fünf Jahren dauerhaft ein inhalatives Kortikosteroid verabreicht. Diese werden zumeist täglich inhaliert und wirken entzündungshemmend und krampflösend.
Bei schwerem Asthma bronchiale, das sich durch (mehrfach) tägliche Atemnotsituationen am Tag und in der Nacht charakterisiert, wird die Dosis der Medikamente in der Basistherapie schrittweise erhöht. Auch die Verabreichung von Kortikosteroiden in Tablettenform kann bei sehr schwerem Asthma helfen. Ein Gespräch mit dem oder der Ärzt:in kann Orientierung geben, um eine passende Therapie zu finden.
3. Patientenschulung
Nicht zuletzt helfen auch Schulungen, die Lebensqualität der Patient:innen zu erhalten und den richtigen Umgang mit den Asthma-Symptomen im Alltag zu erlernen. Gerade weil es sich bei Asthma um eine chronische Krankheit handelt, welche die Betroffenen oft ein Leben lang begleitet, ist eine solche Schulung sehr empfehlenswert. Mit auf dem Plan stehen hier: Die korrekte Anwendung der Medikamente, korrektes Verhalten in einem Asthma-Notfall und viele weitere Tipps für den Alltag von Asthmatiker:innen.
Patient:innen-Schulungen werden vielerorts angeboten – die eigene Krankenkasse und die Hausarztpraxis können dazu sicherlich weiterhelfen.
4. Asthma-Kontrolle
Gerade weil Asthma sich schnell wandelt und höchst individuell verläuft, ist die Zusammenarbeit von Arzt und Patient:in hier besonders wichtig. So muss beispielsweise die medikamentöse Therapie an den individuellen Schweregrad, die jeweilige Ausprägung und eventuelle Unverträglichkeiten angepasst werden.
Dabei helfen regelmäßige Lungenfunktionstests bei der oder dem Fachärzt:in. Aber auch die Selbstkontrolle ist zentral: Patient:innen sollten ihren Zustand selbst kontinuierlich anhand der Peak-Flow-Werte beobachten, die den maximalen Luftstrom beim Ausatmen messen. Diese Werte geben Hinweise auf die richtige Medikation.
Asthma-Therapie: Sport stärkt die Lunge
Sportliche Betätigung ist bei Asthma bronchiale nicht nur möglich, sondern integraler Bestandteil der Therapie. Regelmäßige Bewegung macht den Körper widerstandsfähiger, beispielsweise weil dies die Lungenfunktion und das Immunsystem stärkt, die Herzleistung und die Sauerstoffaufnahme verbessert und die Muskeln trainiert. Insbesondere zu empfehlen: leichtes Ausdauertraining an der frischen Luft. Dabei sollte das Notfallmedikament jedoch ständiger Begleiter sein.
Die Belastung ist beim Sport natürlich an den individuellen Schweregrad der Erkrankung anzupassen – eine Überbelastung sollte unbedingt vermieden werden. Doch welche Sportart und in welcher Intensität ist nun die richtige für mich? Hier kann ein Gespräch mit dem oder der behandelnden Fachärzt:in sinnvoll sein.
Hyposensibilisierung
Selbst wenn Asthma derzeit (noch) nicht heilbar, sondern nur behandelbar ist, darf die Möglichkeit einer Hypo- oder Desensibilisierung nicht unerwähnt bleiben – gerade für Patient:innen mit Pollen- oder Hausstaubmilben-Allergien.
Doch was bringt dieser Therapieansatz? Eine Hyposensibilisierung gewöhnt das Immunsystem schrittweise an die allergieauslösenden Stoffe. Dies geschieht, indem verdünnte Lösungen der Allergene in regelmäßigen Abständen unter die Haut der Betroffenen gespritzt oder in Form einer Tablette im Mund aufgelöst werden. Diese Immuntherapie dauert in der Regel mehrere Jahre und sollte ausschließlich von Allergolog:innen oder Fachärzt:innen angeordnet und durchgeführt werden.
Asthma kann im Alltag eine Belastung darstellen – doch Patient:innen bleiben viele Mittel und Wege, den eigenen Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Wichtig ist, den eigenen Körper gut kennenzulernen und auf die Signale zu hören – ebenso wie regelmäßige Untersuchungen und die Wahl der passenden Medikamente. Dann steht einem langen Leben in Wohlbefinden auch Asthmatiker:innen nichts mehr im Wege.
Quellen:
– Was ist Asthma? Dr. Johannes, Techniker Krankenkasse: Video auf YouTube
– Foto: Fotolia.com