Inhaltsübersicht
Wer mit der Diagnose COPD konfrontiert wird, dem ergeht es vermutlich wie den meisten Betroffenen: Bis zu 86 Prozent aller Deutschen haben laut einer Forsa-Umfrage noch nie etwas von der chronischen Lungenkrankheit gehört. Im Anschluss an das Gespräch mit dem Arzt sind entsprechend viele Fragen offen.
Die beste Medizin gegen das Gefühl der Überforderung: Sammeln Sie Informationen! Beginnen Sie am besten damit, sich mit den Untersuchungen im Rahmen der Diagnose und mit den Möglichkeiten der Therapie vertraut zu machen.
In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen,
- welche Untersuchungen und Werte bei einer COPD-Diagnose wichtig sind,
- welche Rolle der Schweregrad der Erkrankung spielt und
- was Sie nach der Diagnose unbedingt tun sollten.
Die COPD-Diagnose Schritt für Schritt
Im Idealfall stellt bzw. sichert ein Lungenfacharzt (Pneumologe) die Diagnose COPD. Dieser verfügt über die notwendigen medizinischen Instrumente, die einen sicheren und aussagekräftigen Befund liefern. Sollte Ihr Hausarzt einen Verdacht auf COPD äußern, lassen Sie sich von ihm also an einen Facharzt überweisen.
1. Erste Untersuchungen
- Anamnese: eine ausführliche Befragung des Patienten nach Symptomen, möglichen Ursachen, Arbeits- und Lebensgewohnheiten
- Körperliche Untersuchung: Untersuchung auf Atem- und Hustengeräusche mit einem Stethoskop und durch Abklopfen der Lunge
Beobachten Sie Ihre Symptome im Vorfeld des Termins beim Lungenfacharzt genau: Wann treten Husten oder Atemnot auf? Welche Farbe hat der Auswurf (falls vorhanden)? Haben Sie in letzter Zeit weitere Beschwerden festgestellt?
Auch Ihre Lebensgewohnheiten spielen eine Rolle: Haben Sie geraucht und wenn ja, wie lange? Sind Sie im Alltag Schadstoffen ausgesetzt?
Im Video spricht der Hamburger Arzt Dr. Johannes Wimmer über die Diagnose der COPD:
2. Lungenfunktionsprüfung
Der nächste Schritt ist die Messung der Lungenfunktion. Diese Messung erfolgt als „kleine Lungenfunktion“ (Spirometrie) beim Hausarzt und als „große Lungenfunktion“ (Bodyplethysmographie) beim Facharzt.
Wichtigste Kriterien für die Diagnose einer COPD sind zwei Lungenfunktionswerte:
- die Einsekundenkapazität FEV1, d.h. die Menge an Luft, die man innerhalb einer Sekunde ausatmen kann
- die forcierte Vitalkapazität FVC, d.h. die Menge an Luft, die man nach einer max. Einatmung ausatmen kann
Die Diagnose COPD erfolgt dann, wenn der FEV1-Wert weniger als 70 % des FVC beträgt. Über das Verhältnis des gemessenen FEV1-Wertes zum Sollwert kann Ihr Arzt auch das COPD-Stadium (GOLD 1–4) bestimmen:
GOLD 1 | FEV1: mehr als 80 % des Sollwertes |
GOLD 2 | FEV1: 50 – 79 % des Sollwertes |
GOLD 3 | FEV1: 30 – 49 % des Sollwertes |
GOLD 4 | FEV1: weniger als 30 % des Sollwertes |
GOLD 1 | FEV1: mehr als 80 % des Sollwertes |
GOLD 2 | FEV1: 50 – 79 % des Sollwertes |
GOLD 3 | FEV1: 30 – 49 % des Sollwertes |
GOLD 4 | FEV1: weniger als 30 % des Sollwertes |
3. Bestimmung der Symptomschwere
Nach der neuesten Leitlinie wird der COPD-Schweregrad nicht nur nach dem Wert der Lungenfunktion (GOLD 1–4), sondern auch nach der Schwere der Symptome (GOLD A–D) eingeteilt. Dies ermöglicht dem Arzt eine bessere Wahl der Medikamente, die helfen, Ihre individuellen Beschwerden zu lindern.
2 Kriterien sind entscheidend:
- Die Häufigkeit von Krankheitsschüben (Exazerbationen) in den vergangenen 12 Monaten.
- Die individuelle Ausprägung der Symptome gemessen am CAT-Score oder alternativ am mMRC-Score.
Gruppe | Exazerbationshäufigkeit | Symptomatik |
---|---|---|
A | niedrig (0-1 Exazerbationen/Jahr) | wenige Symptome CAT < 10 mMRC 0-1 |
B | niedrig (0-1 Exazerbationen/Jahr) | vermehrte Symptome CAT ≥ 10 mMRC ≥ 2 |
C | hoch (≥ 2 Exazerbationen/Jahr) | wenige Symptome CAT < 10 mMRC 0-1 |
D | hoch (≥ 2 Exazerbationen/Jahr) | vermehrte Symptome CAT ≥ 10 mMRC ≥ 2 |
4. Differenzialdiagnostik
Auch die Abgrenzung zu anderen Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur sicheren COPD-Diagnose. Vor allem das Asthma bronchiale und ein Alpha-1-Antitrypsin-Mangel sollten im Rahmen der Untersuchung ausgeschlossen werden:
- Die Abgrenzung zum Asthma bronchiale gelingt z. B. über einen Reversibiltätstest. Im Unterschied zur COPD ist die Verengung der Atemwege beim Asthma reversibel, d. h. sie bildet sich nach der Einnahme eines bronchialerweiternden Medikaments vollständig zurück. Wenn sich der FEV1-Wert nach der Einnahme des Medikaments deutlich verbessert, liegt also eher eine Asthma-Erkrankung vor.
- Es gibt aber auch eine Mischform von Asthma und COPD, bei der Symptome beider Erkrankungen auftreten. Bei Verdacht auf dieses Asthma-COPD-Overlap-Syndrom (ACOS) ist eine genaue Diagnostik extrem wichtig, um die Betroffenen medikamentös optimal einzustellen.
- Ein Alpha-1-Antitrypsin-Mangel kommt vor allem bei jüngeren Patienten mit entstehendem Lungenemphysem in Frage. Die Diagnose dieser Erbkrankheit gelingt mittels einer Blutanalyse.
5. Weitere mögliche Untersuchungen
- Blutgasanalyse: misst den Sauerstoffgehalt im Blut
- Ganzkörperplethysmographie: misst die Atemwiderstände bei normaler Ein- und Ausatmung
- Belastungstests messen die körperliche Leistungsfähigkeit
- Röntgenaufnahme: zeigt mögliche Veränderungen im Lungenbereich an
- Computertomographie: kann Hinweise auf ein Lungenemphysem liefern
- EKG: lässt Aussagen über die Herzfunktion zu
Was Sie nach der Diagnose tun sollten
Lautet die Diagnose „COPD“, wird Ihr Arzt eine Empfehlung der medikamentösen Therapie aussprechen. Im Diagnose-Gespräch sollten Sie auch über weitere therapeutische Maßnahmen und häufige Begleiterkrankungen der COPD aufgeklärt werden.
Hier ist ein gutes Zusammenspiel von Patient und behandelndem Arzt wichtig. Bei einer chronischen Erkrankung wie der COPD ist aber auch Ihre Eigeninitiative gefragt.
Werden Sie selbst aktiv!
Im Anschluss an die Diagnose bleiben bei den Betroffenen oft viele Fragezeichen:
- Was genau ist eine COPD?
- Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
- Was passiert, wenn die Atemnot immer stärker wird?
- Was kann ich selbst tun, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern?
- Was bedeutet die Erkrankung für meine Lebensplanung?
Bei allen Fragen, die Ihnen durch den Kopf gehen mögen: Versuchen Sie, die mit der Erkrankung einhergehenden Herausforderungen anzunehmen und planen Sie mit ruhigem Kopf Ihr weiteres Vorgehen. Dabei ist es wichtig, dass Sie damit beginnen, sich aktiv über das Krankheitsbild der COPD zu informieren.
Der Artikel „COPD – Die 10 wichtigsten Fakten“ bietet Ihnen hier einen ersten Überblick.
Quellen:
– Umfrage zum Thema Lungenerkrankungen. Auftraggeber: Wissenschaftsjahr Gesundheitsforschung. Forsa-Umfrage, 14.09.2011.
– Vogelmeier, C. (et al.): S2k – Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem (COPD). Pneumologie 2018; 72: 253–308.
– Foto: Fotolia.com