Exazerbation bei COPD: Richtig erkennen und behandeln

COPD-Exazerbationen prägen leider den Alltag vieler Patient:innen, die mit der chronischen Lungenerkrankung leben. Aber wie erkenne ich die typischen Symptome einer COPD-Exazerbation – und wie lerne ich als Betroffene:r am besten damit umzugehen?
 | 29.08.2023

Ein langes Wort, doch für die meisten COPD-Patient:innen kein Fremdwort: Die Exazerbation. Was ist das genau? Von einer exazerbierten COPD spricht man, wenn eine deutliche Zunahme der Symptome – beispielsweise Husten, Auswurf und Atemnot – über einen kurzen Zeitraum zu beobachten ist

In diesem Beitrag wird es darum gehen,

  • wie man eine exazerbierte COPD erkennt,
  • was man tun kann, um COPD-Exazerbationen vorzubeugen,
  • wie man sich im akuten Fall verhalten sollte und
  • wie eine Exazerbation im Notfall behandelt wird.

Was ist eine COPD-Exazerbation und welche Konsequenzen hat sie?

Exazerbationen (lateinisch für „Verschlimmerung”) sind als akute, über mindestens zwei Tage anhaltende Verschlechterung der Symptome bei chronischen Lungenkrankheiten wie Asthma und COPD definiert. Bei einer akut exazerbierten COPD – abgekürzt auch als AECOPD bezeichnet – sind die Symptome nicht nur „normalen Tagesschwankungen“ unterworfen, sondern halten deutlich länger als üblich an. Doch mit welchen Konsequenzen gehen Exazerbationen einher?

Solche akuten Verschlechterungen beschleunigen das Fortschreiten der COPD – und wirken sich daher negativ auf die Lebenserwartung der Betroffenen aus. In einer Studie mit über 18.000 COPD-Patient:innen zeigte sich, dass nach einer moderaten bis schweren Exazerbation häufig die Lebensqualität leidet – und die Lungenfunktion verschlechterte sich oft deutlich. Es ist deshalb wichtig, diese Zustände zu verhindern.

Wie vermeide ich eine COPD-Exazerbation?

Es gibt diverse Wege, das Risiko und die Anzahl der Exazerbationen zu senken. So werden beispielsweise einigen Risikogruppen kortisonhaltige Medikamente verschrieben. Doch wer gehört zu einer solchen Gruppe? Das sind vor allem Patient:innen, die trotz medikamentöser Basistherapie mit bronchialerweiternden Wirkstoffen ein erhöhtes Risiko für Exazerbationen haben. Aber auch, wenn man nicht zu dieser Gruppe gehört, gibt es einige Maßnahmen, mit denen man sich vor Exazerbationen schützen kann. Der wichtigste Schritt ist, Auslöser solcher akuten Verschlechterungen zu vermeiden. Was das konkret bedeutet?

Am häufigsten werden Exazerbationen von viralen oder bakteriellen Atemwegsinfekten in der kalten Jahreszeit verursacht. Impfungen gegen grassierende Viren und Pneumokokken sind deshalb wichtig und stark zu empfehlen. Um das Immunsystem zusätzlich zu unterstützen, sollte man Wert auf eine ausgeglichene Ernährung, die regelmäßige Befeuchtung der Atemwege und häufiges Händewaschen achten – nicht nur, aber besonders im Winter. Wichtig ist außerdem, auf sich und seine Energiereserven zu achten. In einer Studie mit über 200 COPD-Patient:innen mit einer akuten COPD-Exazerbation zeigte sich, dass rund die Hälfte von ihnen an Fatigue litt, also einer extremen Erschöpfung. Es zeigt sich also: Die Exazerbation steht mit vielen anderen COPD-Beschwerden in Verbindung und kann diese noch weiter verschlimmern. Man sollte also dringend darauf achten, diese Auslöser zu meiden. Doch bei allen Bemühungen hat man nicht immer hundertprozentig die Kontrolle darüber, ob sich eine Exazerbation entwickelt.

Wie erkenne ich die Symptome einer exazerbierten COPD?

Doch woran erkenne ich nun, ob ich gerade unter einer Exazerbation leide – oder ob es sich nur um eine kurze, momentane Verschlechterung handelt?

Exazerbationen treten vor allem in den fortgeschrittenen Stadien der COPD auf, jedoch nicht ausschließlich.Sie können sich plötzlich oder schleichend entwickeln und unterschiedlich stark sein. Exazerbationen haben also viele Gesichter, doch in jedem Fall ist klar: Je früher sie erkannt werden, umso besser.

Nach der aktuellen Leitlinie sind die klassischen Anzeichen einer Exazerbation:

  • verstärkte Atemnot, möglicherweise auch mit pfeifenden Atemgeräuschen
  • häufiger und/oder starker Husten mit Auswurf, also vermehrter Bildung von zähem Schleim
  • eine Verschlimmerung der COPD-Symptome innerhalb von weniger als 14 Tagen
  • in einigen Fällen auch ein erhöhter Puls und/oder eine beschleunigte Atmung
  • häufig zusätzlich eine lokale oder systemische Entzündung, die durch eine Infektion, Schadstoffbelastung oder eine andere Beeinträchtigung der Atemwege ausgelöst wurde

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Behandlung einer exazerbierten COPD

Wann muss eine Exazerbation wie behandelt werden?

Es klingt paradox – aber wer eine COPD-Exazerbation bei sich feststellt, sollte vor allem Ruhe bewahren. Die Situation mag einschüchternd wirken, doch es gibt zahlreiche Wege, um sich hier selbst zu helfen. Beispielsweise gibt es zwei Atemtechniken, die schnell dafür sorgen, dass man ruhiger und gleichmäßiger atmet: Die Lippenbremse und der Kutschersitz. Doch was kann ich abgesehen davon tun?

  1. Leichte Exazerbationen bei geringem COPD-Schweregrad (I oder II) können gut selbst behandelt werden, indem man das Notfallmedikament (kurzwirksamer Bronchodilatator) einsetzt und körperliche Anstrengung zunächst vermeidet. Wenn trotz dieser Maßnahmen keine Besserung eintritt, sollte man eine ärztliche Praxis aufsuchen.
  2. Bei mittelschweren Exazerbationen sollte der Gang zum oder zur Haus- oder Fachpraxis möglichst zeitnah erfolgen, sodass die Expert:innen über weitere Maßnahmen wie die orale Gabe von Kortison oder Antibiotika entscheiden können. Auch eine zusätzliche Sauerstofftherapie kann bei schwerer COPD angezeigt sein.
  3. Bei schweren Exazerbationen mit massiver Atemnot ist der Gang – oder die Fahrt – ins nächste Krankenhaus unausweichlich. Hier wird entschieden, ob eine stationäre oder gar eine intensivmedizinische Behandlung notwendig ist oder diese auch ambulant fortgesetzt werden kann.

Wie kann ich mich auf eine akute COPD-Exazerbation vorbereiten?

Patient:innen mit COPD – erst Recht im fortgeschrittenen Stadium – haben zumeist Angst davor, die Kontrolle über die Situation zu verlieren. Das ist verständlich, doch man kann einiges tun, um für den Notfall gewappnet zu sein und sich dadurch etwas sicherer fühlen zu können. Was das genau bedeutet? Viele ärztliche Praxen bieten an, mit den Betroffenen gemeinsam einen Notfallplan auszuarbeiten. Zudem kann man sich sein ganz persönliches Notfallset einfach selbst zusammenstellen: Notfallmedikament, Notfallplan sowie Anweisungen für die Ersthelfenden gehören dort beispielsweise rein.

Wie läuft die Behandlung einer COPD-Exazerbation im Krankenhaus ab?

Doch was tun, wenn der Fall der Fälle eintritt und man nun doch in die Klinik muss? Nachdem dort in vielen Fällen erst einmal ein Röntgenbild angefertigt und eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt wird, treffen die Ärzt:innen eine Entscheidung: Stationär oder ambulant? Entscheidend für das weitere Vorgehen ist zudem die Blutgasanalyse. Sie gibt Auskunft darüber, wie hoch der Gehalt von Gasen wie Sauerstoff und Kohlendioxid sowie der pH-Wert in der Lunge ist.

Sollten die Werte normal sein, dann wird die medikamentöse COPD-Therapie in aller Regel fortgesetzt – und möglicherweise auch eine Sauerstofftherapie angeordnet. Geben die Werte im Anschluss an eine Exazerbation trotz der medikamentösen Behandlung jedoch Grund zur Besorgnis, dann wird ein intensivmedizinischer Aufenthalt nötig. Darunter kann auch eine nicht-invasive Beatmung (häufig als NIV abgekürzt) fallen, also eine Unterstützung der Atmung von außen, jedoch ohne chirurgische Eingriffe.

Die Gründe für eine Einweisung in die stationäre klinische Behandlung können vielzählig sein. Darunter fallen beispielsweise:

  • schwere Atemnot
  • unzureichende Erfolge der Notfalltherapie
  • ein FEV1-Wert von unter 30%
  • Begleiterkrankungen der COPD wie Herzrhythmusstörungen, Diabetes oder andere
  • ein hohes Alter
  • eine unzureichende häusliche Betreuung, beispielsweise wenn Patient:innen alleine leben.

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Wie verhalte ich mich am besten nach einer Exazerbation?

Wenn der Gesundheitszustand stabilisiert ist und keine schwerwiegenden Begleiterkrankungen vorliegen, ist die häufig bevorzugte ambulante Behandlung nach einer Exazerbation grundsätzlich möglich. Die COPD-Therapie wird dann meist zunächst stationär intensiviert und bei Besserung der Symptome erfolgt eine Entlassung aus der Klinik. Jetzt muss die Selbstfürsorge der Betroffenen greifen. Was bedeutet das genau?

Für den weiteren Verlauf der COPD ist es gerade jetzt wichtig, sich neben der Therapie und Notfallplänen vor allem mit der Vorbeugung von Exazerbationen zu beschäftigen, denn: Jede Exazerbation macht ein erneutes derartiges Ereignis wahrscheinlicher, das zeigte eine Datenauswertung der Gesetzlichen Krankenkassen. Gerade nach mittleren und schweren Exzerbationen zeigte sich, dass die Aussage “Einmal ist keinmal” leider nicht zutrifft. Auch das Herzinfarktrisiko ist im Anschluss an eine schwere Exazerbation deutlich erhöht. Doch das bedeutet keineswegs, dass man als Patient:in machtlos ist.

Nach einer Exazerbation mit Krankenhausaufenthalt gibt es zum Beispiel häufig das Angebot, an einer pneumologischen Rehabilitation teilzunehmen. Das ist eine von vielen effektiven Maßnahmen, um seinen Gesundheitszustand langfristig zu stabilisieren.

Exazerbationen gehören glücklicherweise nicht zum Alltag jeder oder jedes COPD-Patient:in. Dennoch sollte man zumindest wissen, was im Falle eines Falles zu tun ist. Denn eine gute Vorbereitung beruhigt im Fall der Fälle und kann besonders schwerwiegende Konsequenzen abwenden – für eine langfristig stabile Lebensqualität.

Quellen:
– Vogelmeier, C. (et al.): S2k – Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem (COPD). Pneumologie 2018; 72: 253–308.
– Agusti, A. (et al.): Characterisation of COPD heterogeneity in the ECLIPSE cohort. In: Respiratory Research, 2010, 11:122.
– Deutsches Gesundheitsportal (2021): COPD-Patienten leiden häufig unter starker Erschöpfung. Abgerufen via https://www.deutschesgesundheitsportal.de/2021/11/09/copd-patienten-leiden-haeufig-unter-starker-erschoepfung/ am 06.01.2022
– Guo J, Chen Y, Zhang W, Tong S, Dong J. Moderate and severe exacerbations have a significant impact on Health-Related Quality of Life, utility, and lung function in patients with chronic obstructive pulmonary disease: a meta-analysis. Int J Surg. 2020 Apr 15. pii: S1743-9191(20)30299-5. doi: 10.1016/j.ijsu.2020.04.010.
– Maronde, B. (2021): COPD-Exzerbation: Einmal ist kein Mal? Medical Tribune. Abgerufen via https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/einmal-ist-keinmal am 06.01.2022
– Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease, 2023: GOLD 2023 Key Changes Summary. Abgerufen bei https://goldcopd.org/wp-content/uploads/2022/12/KEY-CHANGES-GOLD-2023-2.pdf am 14.04.2023
– Foto: gpointstudio / Shutterstock.com

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