
Der Begriff „Exazerbation“ klingt lang und umständlich – dabei beschreibt er etwas sehr Wichtiges: nämlich eine akute Verschlechterung der Symptomatik, beispielsweise bei COPD. Diese treten vor allem im fortgeschrittenen Stadium der chronischen Lungenerkrankung auf und können unterschiedlich schwer ausfallen. Doch leider ist das noch nicht alles – denn Exazerbationen können sich auch negativ auf den Krankheitsverlauf und die Lebenserwartung von Betroffenen auswirken. So wurde in Studien gezeigt, dass das Risiko für Herz-Kreislauf-Beschwerden noch ein Jahr nach einer Exazerbation erhöht bleibt.
Umso wichtiger ist es daher, dass alle COPD-Patient:innen verstehen, was die Risikofaktoren für Exazerbationen sind – und wie man sie bestmöglich vermeidet.
Risikofaktoren: Wann treten Exazerbationen eher auf?
In den meisten Fällen lassen sich eindeutige Auslöser für akute Verschlechterungen der COPD-Symptome finden. An erster Stelle stehen hier virale oder bakterielle Infektionen der Atemwege in der kalten Jahreszeit – aber auch an besonders heißen Tagen im Sommer mehren sich die Klinikeinweisungen von Patient:innen mit einer exazerbierten COPD. Warum das so ist, erklären wir weiter unten im Bereich unserer fünf Tipps, wie man Exazerbationen vermeidet.
Doch was sind nun die bekanntesten Risikofaktoren für Exazerbationen?
- Infekte der Atemwege wie Erkältungen und Grippe
- extreme Hitze und Kälte
- Luftschadstoffe in Abgasen, Rauch und Chemikalien
- COPD-Begleiterkrankungen, beispielsweise des Herz-Kreislauf-Systems
- bestimmte Medikamente, beispielsweise Schlafmittel
Selbstverständlich sind Risikofaktoren individuell verschieden und es kann noch weitere Trigger geben, die eine Exazerbation auslösen können. Wer seinen Körper beobachtet und kennt, wird irgendwann wissen, was ihm guttut und was nicht. Doch allgemein gibt es in erster Linie diese fünf Tipps, die für die meisten COPD-Patient:innen gültig sind.
Infektionsschutz ist das A und O
Die Ursache einer Exazerbation ist meist ein durch Viren oder Bakterien verursachter Infekt der Atemwege. Diese akuten Verschlechterungen treten deshalb oft in der kalten Jahreszeit auf, wenn unser Immunsystem eher geschwächt ist. Neben Grippeviren sind besonders Pneumokokken gefährlich für Lungenpatient:innen. Dabei handelt es sich um bakterielle Erreger, die eine häufige Ursache von Lungenentzündungen darstellen. Gerade für Betroffene der COPD ist es daher extrem wichtig, sich im besten Fall jährlich gegen Grippe impfen zu lassen und regelmäßig den Pneumokokken-Impfstatus überprüfen zu lassen.Frische Luft und Bewegung stärken, Temperaturschwankungen schwächen
Auch wenn der innere Schweinehund noch so groß ist: Täglich mindestens einmal für eine Weile vor die Tür zu gehen, trägt enorm zu einer guten Gesundheit bei. Spazieren oder sportliche Aktivität trainiert die Lunge, regt den Kreislauf an und stärkt so die natürliche Abwehr des Organismus. Wichtig ist dabei jedoch, auf ausreichend schützende Kleidung zu achten. Aber Vorsicht: Auch zu viel Wärme tut Ihrem Körper nicht gut. So können sommerliche Hitzewellen für lungenkranke Menschen zum Problem werden. Besonders wenn Abgase, hohe Luftfeuchtigkeit und Hitze in städtischen Ballungsräumen zusammenkommen, kann dieser „urbane Hitzestress“ eine starke körperliche Belastung für die Atemwege darstellen. An solchen Tagen der extremen Temperaturen und insbesondere bei rapiden Wetterwechseln kommt es deshalb oft zu vermehrten Exazerbationen und überfüllten Notaufnahmen.Schadstoffe sind Gift für unsere Atemwege
Beim Begriff „Schadstoff“ denken die meisten wahrscheinlich an Giftstoffe aus qualmenden Schornsteinen in Fabriken und der Industrie. Doch gerade für COPD-Patient:innen ist es wichtig, zu verstehen: Wer trotz COPD weiter raucht, erhöht das Risiko regelmäßiger Exazerbationen erheblich. Tabakrauch ist immer noch Feind Nummer Eins im Kampf gegen COPD und man kann sich vorstellen, was das tägliche Inhalieren dieses Giftstoffs im Körper auslöst. Aber natürlich können auch schlechte Luft in stickigen und verrauchten Räumen oder Smog im Innenstadtbereich Exazerbationen begünstigen. Falls man solche Umgebungen nicht vermeiden kann: Bei feuchter Kälte hilft es, draußen einen Schal vor den Mund zu binden, so dass die Luft angewärmt und etwas angefeuchtet wird.Die verordnete Therapie ist der rote Faden in der COPD-Behandlung
Die COPD ist eine Erkrankung, die unbehandelt fortschreitend verläuft. Um diesen Verlauf zu stoppen, ist es auch in stabilen Phasen wichtig, dass die grundsätzlichen Behandlungsempfehlungen im Alltag umgesetzt werden. Besonders die regelmäßige Einnahme der verordneten Medikamente ist eine wichtige Voraussetzung für einen stabilen Verlauf der COPD. Dabei spielt auch die richtige Inhalationstechnik eine Rolle, die leider alles andere als selbstverständlich ist. Prinzipiell schadet es nicht, sich von Ärzt:in oder Apotheker:in in die korrekte Anwendung des verordneten Inhalationssystems einweisen zu lassen. Auch Antikörpertherapien halten inzwischen in die COPD-Behandlung Einzug und können für einige Patient:innen einen entscheidenden Vorteil bringen.Eine gesunde Lungenfunktion ist ein weiches Polster
Verschiedene Maßnahmen können dabei helfen, den fortschreitenden Verlust der Lungenfunktion aufzuhalten. Dazu zählen neben dem Rauch-Stopp und der medikamentösen Therapie vor allem viel Bewegung und die physiotherapeutische Atemtherapie und Atemtraining bei COPD.
Ein bewusster Lebensstil kann viel dazu beitragen, das Risiko für Exazerbationen bei COPD zu reduzieren. Wer Infektionen vorbeugt, sich regelmäßig bewegt, schädliche Umwelteinflüsse meidet und die verordnete Therapie konsequent einhält, schafft gute Voraussetzungen für eine stabilere Lungenfunktion und mehr Lebensqualität. Natürlich lassen sich nicht alle Exazerbationen dadurch vermeiden, doch jeder Schritt in Richtung Prävention hilft, die Atemwege zu schützen und schwere Verläufe zu verhindern. Deshalb lohnt es sich, auf die eigene Gesundheit zu achten – jeden Tag aufs Neue auf dem Weg zu einem Leben mit mehr Wohlbefinden.
Quellen:
– Ärzte Zeitung, 2024: Kardiovaskuläre Ereignisse: Jede Exazerbation zählt. Abgerufen bei https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Kardiovaskulaere-Ereignisse-bei-COPD-Jede-Exazerbation-zaehlt-452583.html am 14.02.2025
– Dingermann, 2024: Antikörper sehr gut wirksam bei Exazerbationen. Abgerufen bei https://www.pharmazeutische-zeitung.de/antikoerper-sehr-gut-wirksam-bei-exazerbationen-151644/ am 14.02.2025
– Foto: skynesher / istockphoto.com
Sehr wichtig bei mir ist: länger ausatmen als ich einatme !