COPD im Beruf: Was tun, wenn die Arbeitsunfähigkeit droht?

Ist die Diagnose einer schweren COPD gesichert, so stellen sich viele Betroffene die Frage: Wie lange kann ich noch arbeiten? Welche Vorkehrungen sollte ich treffen, wenn meine Erkrankung fortschreitet? Wichtig zu wissen: Mit diesen Fragen ist man nicht alleine.
 | 08.08.2023

Eine COPD des GOLD-Stadiums 3 oder 4 fällt in die Kategorie „schwere COPD“ – und spätestens jetzt leiden Betroffene unter großen Einschränkungen in ihrem Alltag. Denn nun spürt man nicht nur beim Treppensteigen oder intensiver körperlicher Aktivität, dass die Atemwege nur eingeschränkt ihren Dienst verrichten. Stattdessen können Beschwerden auch in Ruhe auftreten – und sich daher im Beruf auf die Leistungsfähigkeit auswirken.

Doch das bedeutet nicht zwangsläufig, dass man seine Tätigkeit „an den Nagel hängen“ muss. Vielmehr sollten die COPD-Patient:innen versuchen, sich mit der Krankheit so weit wie möglich zu arrangieren – und auch ihre Berufstätigkeit den veränderten Umständen flexibel anzupassen.

Wie kann ich trotz schwerer COPD weiter arbeiten?

Doch warum gilt es, so lange wie möglich im Beruf zu bleiben? Ganz einfach: Für die meisten Menschen bedeutet das Berufsleben einen geregelten Tagesablauf, der viele soziale Kontakte und eine Bindung zum öffentlichen Leben herstellt. Kurzum – der Beruf schenkt Betroffenen ein gutes Stück Normalität, das man trotz COPD so lange wie möglich erhalten sollte. Doch wie funktioniert das, wenn der Körper immer mehr abbaut?

Wer sich frühzeitig Gedanken macht und mit dem Arbeitgeber in den Dialog geht, ist auf der sicheren Seite. Dabei kann es beispielsweise um die folgenden Themen gehen:

  • Die Frage, ob sich die Wege, die man zwischen verschiedenen Arbeitsbereichen zurücklegen muss, verkürzen lassen. Vielleicht lässt sich die Aufgabe auch (teilweise) im Home Office erledigen – gerade seit der Corona-Pandemie besteht hier auf Arbeitgeberseite eine gestiegene Flexibilität. Wer nur vor Ort arbeiten kann, könnte vielleicht in Absprache mit dem Arbeitgeber die Fußwege verkürzen oder ganz den Bereich wechseln, in dem man arbeitet.
  • Ist es außerdem möglich, dass manche Aufgaben von Kolleg:innen übernommen werden – oder, dass man untereinander tauscht? So können besonders anstrengende Tätigkeiten reduziert werden.
  • Gibt es eine Chance, von Voll- auf Teilzeit zu wechseln? Gerade größere Unternehmen bieten oft an, frühzeitig in Altersteilzeit zu gehen oder mit einer Abfindung in die Rente entlassen zu werden.

Insgesamt lohnt es sich, den Dialog zu suchen, um gemeinsam mit dem Arbeitgeber eine möglichst optimale Lösung für beide Seiten zu finden. Allerdings gilt auch: Gut vorbereitet in solche Gespräche zu gehen, schadet nicht. Patient:innen mit schwerer COPD sollten sich fragen: Welche Rechte habe ich? Welche Pflichten muss ich erfüllen?

Diagnose COPD: Was steht mir zu?

Mit einer chronischen Lungenerkrankung wie COPD oder Asthma bronchiale ist man berechtigt, regelmäßig an Rehabilitationsmaßnahmen teilzunehmen. Grundsätzlich möchte die Deutsche Rentenversicherung, die hier in der Regel als Kostenträger:in einspringt, dabei dem Motto „Reha vor Rente“ folgen. Das bedeutet: Bevor man Betroffene in die frühzeitige Rente schickt, versucht man, sie bei der (Wieder-)Eingliederung in den Beruf bestmöglich zu unterstützen. Doch welche Leistungen stehen mir hier überhaupt zu?

  • Bis zu sechs Wochen lang erhält man eine Entgeltfortzahlung und muss keine Kürzungen in Kauf nehmen.
  • Danach greift das Krankengeld, das von den Krankenkassen übernommen wird. Wie hoch dieser Satz für einen individuell ausfällt, kann bei der eigenen Kasse erfragt werden.
  • Erst, wenn der Anspruch auf Krankengeld endet, muss man sich mit der Beantragung von Arbeitslosengeld auseinandersetzen. Wer krankheitsbedingt von Voll- auf Teilzeit reduzieren muss, kann unter Umständen auch eine finanzielle Unterstützung erhalten. Hier können Arbeitsamt und/oder Jobcenter beratend unterstützen.

Die Maßnahmen sollen Betroffenen außerdem dabei helfen, mehr über ihre Krankheit zu lernen und sich im bestmöglichen Umgang damit zu schulen. Doch was, wenn es der Beruf ist, der einen erst krank gemacht hat?

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Schadet der Arbeitsplatz meiner Gesundheit?

Selbstverständlich sieht es anders aus, wenn der Arbeitsplatz die Ursache für die chronische Lungenerkrankung ist. Zwar ist in neun von zehn Fällen der Tabakkonsum verantwortlich für die Entstehung einer COPD – doch in manchen, seltenen Situationen können es Schadstoffe sein, die über längere Zeit bewusst oder unbewusst eingeatmet wurden. So kann beispielsweise der feine Staub, der bei der Landwirtschaft entsteht, verantwortlich sein, aber auch die Schadstoffe, die in der Textilindustrie anfallen und eingeatmet werden. Wer im Steinkohlebergbau gearbeitet hat, ist zum Beispiel einem höheren Risiko ausgesetzt, an einer „Staublunge“ zu erkranken. So bezeichnet man umgangssprachlich eine sogenannte Pneumokoniose, die eine der häufigsten Berufserkrankungen weltweit darstellt. Doch auch Gärtner:innen, Maler:innen, Lagerarbeiter:innen, Bildhauer:innen und andere Berufsgruppen weisen ein höheres Risiko auf, berufsbedingt an einer COPD zu erkranken.

Wie geht man nun vor, wenn man den Verdacht hegt, aufgrund seines Berufs von einer Lungenerkrankung betroffen zu sein?

In diesem Fall ist es wichtig, eine:n Arbeitsmediziner:in aufzusuchen und sich entsprechenden Tests zu unterziehen, die die Ursache für die Beschwerden aufdecken sollen. Arbeitsmedizinische Fachverbände können hier beratend unterstützen und passende Adressen weiterleiten sowie die nächsten Schritte erläutern. Auch die Deutsche Rentenversicherung kann mit fachkundiger Beratung unter die Arme greifen.

Selbstverständlich gibt es auch Fälle und Situationen, bei denen keine Reha-Maßnahme mehr vermeiden kann, dass Betroffene arbeitsunfähig werden. Ist das Leistungsvermögen auf lange Sicht nicht wiederherstellbar, so gibt es die Möglichkeit, die Erwerbsminderungsrente zu beantragen.

Selbst bei einer fortgeschrittenen COPD sollten Betroffene versuchen, möglichst lange in „Lohn und Brot“ zu bleiben – das schafft Stabilität, einen regelmäßigen Tagesablauf und selbstverständlich auch ein stabiles Einkommen. Wenn es aber einmal nicht mehr geht, so existiert ein starkes Netz an Unterstützung – man muss nur wissen, an wen man sich wenden kann.

Quellen:
– Neumeyer, 2022: Kohlebergarbeiter und Atemwegserkrankungen. Abgerufen bei https://nddmed.com/de/blog/kohlebergarbeiter-und-atemwegserkrankungen am 17. Juli 2023
– Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte, o.D.: Betriebsarzt-Suche. Abgerufen bei https://www.vdbw.de/arbeits-und-betriebsmedizin/fuer-unternehmen/betriebsarzt-suche/ am 17. Juli 2023
– beta Institut gemeinnützige GmbH, 2023: COPD > Finanzielle Hilfen. Abgerufen bei https://www.betanet.de/copd-finanzielle-hilfen.html am 17. Juli 2023
– Helmholtz Zentrum München, 2019: COPD: Einige Berufe könnten das Erkrankungsrisiko erhöhen. Abgerufen bei https://www.lungeninformationsdienst.de/aktuelles/news/artikel/copd-einige-berufe-koennten-das-erkrankungs-risiko-erhoehen am 17. Juli 2023
– Foto: Fotolia.com

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