
Ein Anruf, der Leben rettet – so ungefähr könnte man das Konzept hinter einer Studie aus Kanada zusammenfassen. Dafür wurden in einem Zeitraum von sieben Jahren 1,18 Millionen Haushalte angerufen, die dann von einer computergenerierten Stimme durch einen kurzen Fragebogen geleitet wurden. Konkret erkundigte man sich nach volljährigen Haushaltsmitgliedern, die im letzten halben Jahr möglicherweise unter Symptomen wie Kurzatmigkeit, pfeifenden Atemgeräuschen, anhaltendem Husten oder erhöhter Schleimproduktion litten.
Wenig überraschend: Nicht jede:r nahm diesen Anruf ernst und so legte der Großteil der angerufenen Personen direkt wieder auf. Doch rund 250.000 Menschen bleiben dran – und noch viel wichtiger: Knapp 50.000 bestätigten sogar, dass jemand aus ihrem Haushalt an diesen Symptomen litt. In diesem Fall erfolgte ein zweiter Anruf, diesmal von einem oder einer Studienmitarbeiter:in persönlich. Zusammen ging man einen Fragebogen durch, um Symptome und Beschwerden genauer zu erfragen – anhand eines Punktesystems wurden dann bei immerhin knapp 5.000 Personen tatsächlich Anzeichen dafür gefunden, dass eine COPD oder Asthma bronchiale vorliegen könnte. Doch was nun?
Bewusstsein schaffen und handeln
Die Proband:innen wurden entweder direkt an Lungenfachärzt:innen überwiesen oder blieben in der üblichen hausärztlichen Versorgung. Die Fachärzt:innen verordneten deutlich häufiger Medikamente gegen die Symptomatik und boten Schulungen sowie Programme zur Rauchentwöhnung an. Das Ergebnis: Diese Menschen suchten in der folgenden Zeit nur halb so oft wegen Atemwegsbeschwerden eine Arztpraxis auf und hatten durchweg bessere Lungenfunktionswerte. Anders gesagt: Wer gut und früh genug behandelt und beraten wurde, der war auch langfristig gesundheitlich stabiler und unabhängiger.
Übrigens: COPD entwickelt sich meistens zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr, zu dieser Zeit treten also häufig die ersten Symptome auf. Die konkrete Diagnose wird jedoch oft erst einige Zeit nach Auftreten der Beschwerden gestellt, denn diese werden häufig nicht mit der chronischen Atemwegserkrankung in Verbindung gebracht.
Auch wenn die Studie mit viel Aufwand verbunden war und deswegen nicht nur Lob erntete, so zeigt sie eines deutlich: COPD ist eine Volkskrankheit und weltweit die dritthäufigste Todesursache – und dennoch sind sich viele Betroffene nicht bewusst, dass sie bereits daran erkrankt sind. In einer Studie aus Finnland wurde beispielsweise aufgezeigt, dass sieben von zehn Erkrankten gar nicht wussten, dass sie COPD haben. Dabei ist ein frühes Eingreifen, eine Beratung zur Rauchentwöhnung – wenn nötig – und eine entsprechende medikamentöse Therapie der Schlüssel dazu, langfristig gesundheitlich stabil zu bleiben, trotz COPD. Einige Expert:innen plädieren für gezielte Medienkampagnen, um das Bewusstsein für Atemwegserkrankungen zu stärken. Diese sollten nicht nur typische Symptome bekannter machen, sondern auch über die effektiven Behandlungsmöglichkeiten informieren. Die Botschaft: Wer Anzeichen einer chronischen Atemwegserkrankung an sich bemerkt, sollte eine:n Ärzt:in aufsuchen – es lohnt sich.
Studienergebnisse zeigen: Frühzeitiges Handeln lohnt sich
Die kanadische Studie macht deutlich, wie entscheidend eine frühzeitige Diagnose für den Verlauf von COPD ist. Doch sie zeigt auch, dass viele Betroffene ihre Symptome lange ignorieren oder gar nicht erst mit einer Lungenerkrankung in Verbindung bringen. Aufklärung und Prävention können hier einen enormen Unterschied machen, denn: Wer früh handelt, kann den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und Lebensqualität gewinnen. Deshalb gilt: Atemwegssymptome nicht auf die leichte Schulter nehmen, sondern medizinischen Rat einholen – es könnte den entscheidenden Unterschied machen für ein Leben mit mehr Gesundheit und Wohlbefinden.
Quellen:
– Deutsches Ärzteblatt, 2024: Frühe Therapie von Asthma und COPD lohnt sich. Abgerufen bei https://www.aerzteblatt.de/news/fruehe-therapie-von-asthma-und-copd-lohnt-sich-7d535fcc-7151-4574-b976-1ed9f89e8259 am 21. Februar 2025
– Shawn et al., 2024: Early Diagnosis and Treatment of COPD and Asthma — A Randomized, Controlled Trial. New England Journal of Medicine. Abgerufen bei https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa2401389 am 21. Februar 2025
– Wise, 2024: Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD). MSD Manuals. Abgerufen bei https://www.msdmanuals.com/de/heim/lungen-und-atemwegserkrankungen/chronisch-obstruktive-lungenerkrankung-copd/chronisch-obstruktive-lungenerkrankung-copd am 21. Februar 2025
– Foto: Tinpixels / istockphoto.com
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