Mobilität mit Langzeit-Sauerstofftherapie

Die Aktivitäten des Alltags, unseres täglichen Lebens sind oft eine Herausforderung. Denn sie sind verbunden mit körperlicher Bewegung, benötigen daher Energie, Kraft, Koordination, Beweglichkeit …und Luft.

Reisen trägt zum Wohlfühlbefinden bei und schafft bleibende Erinnerungen, aus denen man Erholung, Kraft und Motivation schöpfen kann – auch mit einer Langzeit-Sauerstofftherapie. Eine Luftveränderung kann ein positiver Aspekt beim individuellen Krankheitsmanagement einer Atemwegserkrankung sein. Allerdings ist die richtige Vorbereitung sowie eine ausführliche und frühzeitige Planung ausschlaggebend für den Verlauf der Reise und einen möglichst unbelasteten Genuss des Urlaubsglücks. Ein Beratungsgespräch mit dem Fachhandel – Ihren kompetenten Experten für die Langzeit-Sauerstofftherapie – unterstützt Sie bei der richtigen Versorgung auch im Urlaub. 

Grundlagen Langzeit-Sauerstofftherapie

Ihr behandelnder Pneumologe erläutert Ihnen in einem Gespräch die verschiedenen Optionen einer Langzeit-Sauerstofftherapie. Diese Empfehlungen werden in Anlehnung an die wissenschaftlichen Leitlinien formuliert, ebenso wie dies hinsichtlich der medikamentösen Therapie, der Atem- und Trainingstherapie erfolgt.

Die Akzeptanz der Therapie ist eng verbunden mit der Aufklärung über Ihre individuelle Erkrankungssituation sowie Ihre persönliche Therapietreue. Nutzen Sie Ihre Möglichkeit zur Mitsprache bei der Auswahl der individuell angepassten Therapie – vor allem unter Berücksichtigung Ihrer individuellen Lebenssituation, Ihrer Mobilität und Ihrer häuslichen Situation.

Versorgungsmöglichkeiten der Langzeit-Sauerstofftherapie

Die Standardversorgung von Sauerstoffpatienten erfolgt über den sogenannten Dauerflow (CF = Continuous Flow). Durch erforderliche Testungen, wie z.B. im Rahmen eines 6-Minuten-Gehtests, wird festgestellt, ob alternativ atemzuggesteuerte, d.h. getriggerte Demand-Geräte (Sparsysteme) ebenfalls eingesetzt werden können.

Bei einem Demand-System gilt es die pneumatische oder elektrische Form (mit hoher Sensibilität) zu unterscheiden. Durch den Einsatz eines Sparsystems vergrößert sich die zeitliche Einsatzfähigkeit, d.h. die Leistungsdauer des mobilen Gerätes.  

1. Basisversorgung

Zur Basisversorgung zählt auf der einen Seite die Versorgung über einen häuslichen Flüssigsauerstofftank und auf der anderen Seite die Versorgung mit einem stationären Konzentrator. Der Verladung des stationären Konzentrators, z.B. ins Auto oder am Urlaubsort, sollte vom gesunden Partner oder anderen freundlichen Helfern erfolgen. Bei Flugreisen zählen stationäre Konzentratoren zum medizinischen Sondergepäck.

2. Heimfüllstation

Bei einer Heimfüllstation ist der stationäre Konzentrator für die häusliche Versorgung gedacht, die angeschlossenen Fülleinheiten der Flaschen gewährleisten die mobile Versorgung (z.B. Homefill).

Alternativ besteht die Möglichkeit ein eigenständiges Gerät nur zum Befüllen von Gasflaschen einzusetzen (z.B. IFill). Dieses System eignet sich beispielsweise für regelmäßige Aufenthalte in Ferienwohnungen, Gartenlauben oder Dauer-Campingplätzen.

3. Flüssigsauerstoff

Zusätzlich zu einem häuslichen stationären Tank kann die Versorgung durch einen Sauerstofftank im Auto ergänzt werden, damit das Mobilgerät z.B. auch bei spontanen Entscheidungen bereits unterwegs wieder aufgeladen werden kann.

Ein Sauerstofftank für den Verbleib im Auto kann angemietet werden, dessen Bedarf beim Versorger bzw. Fachhändler frühzeitig angemeldet werden sollte. 

Mobile Flüssigsauerstoffgeräte dürfen nur leer im Reisegepäck mitgeführt werden und sind grundsätzlich bei Flugreisen nicht in der Flugkabine erlaubt. Für die An- und Abreise zum bzw. vom Urlaubsort kann ggf. ein weiteres Mobilgerät (zur Miete) eine Lösung sein. 

Eine Fixierung des Sauerstofftanks mit Spanngurten ist grundsätzlich Pflicht. Zur Ladungssicherung reicht weder der Anschnallgurt noch das „Einkeilen“ mit anderen Gegenständen aus. Den KFZ-Versicherer zu informieren ist ratsam, auch wenn dies keinen Einfluss auf die KFZ-Versicherung nimmt.

Bitte klären Sie rechtzeitig bei einer geplanten Schiffsreise, ob die Mitnahme von Flüssigsauerstoff erlaubt ist – dies gilt auch für Fährschiffe.

4. Sauerstoff-Gasdruckflaschen (gasförmiger Sauerstoff)

Die Mitführung von Sauerstoff-Gasdruckflaschen unterliegen bei einem privaten Transport im Auto den Richtlinien der GGVS (Gefahrguttransport auf der Straße). Hierbei geht es vor allem um den sicheren Transport im eigenen PKW – siehe Punkt 3 Spanngurt. 

Für die persönliche Mobilität werden Sauerstoff-Gasdruckflaschen als Ergänzung zur stationären Versorgung zur Verfügung gestellt. Unabhängig von der Lagerung gibt es hierbei keinen natürlichen Sauerstoffverlust. Beachten Sie jedoch die Anzahl der Flaschen – in Zusammenhang mit ihrer individuellen Vereinbarung – sowie das Gewicht der Flaschen bei einer Reise. 

5. Transportable Sauerstoffkonzentratoren

Durch die ortsveränderlich einsetzbaren Konzentratoren ist eine Versorgung während der Fahrt (z.B. über den Zigarettenanzünder oder Akku) für die Urlaubsfahrt, Zugfahrt sowie die nächtliche Versorgung kontinuierlich gewährleistet. Beide Versorgungsformen (sowohl Dauerflow als auch Demand / getriggert / atemzuggesteuert) sind einstellbar. Trolleys oder Caddys unterstützen die notwendige Mobilität vor Ort.

6. Tragbare Sauerstoffkonzentratoren

Tragbare Konzentratoren sind ergänzend zu den stationären Versorgungsmöglichkeiten für die Mobilität vor Ort wichtig, denn gerade am Urlaubsort möchte jeder mobil sein und das Sightseeing unbeschwert genießen. Eine wichtige Rolle bei der Wahl des richtigen Konzentrators spielen die Handlichkeit, das Gewicht, die Akkulaufzeit und die Lautstärke der Geräusche. Tragehilfe können die Mobilität unterstützen.

Die Akkus der mobilen (transportablen oder tragbaren) Konzentratoren werden mittels Ladekabel über das Auto oder die übliche Steckdose aufgeladen.   

Beachten Sie bei den mobilen Konzentratoren die vorhandene Flugzulassung (Aufkleber bzw. Gerätedatenblatt). Über alle Möglichkeiten und Alternativen im Rahmen der Versorgung zum Erhalt der Mobilität (im Alltag wie im Urlaub) beraten Sie die kompetenten und erfahrenen Fachhändler. 

Reiseplanung

Der erste Schritt zur Reiseplanung beginnt mit einem ausführlichen Beratungsgespräch mit Ihrem Arzt und zur Abklärung Ihres aktuellen Gesundheitsstatus incl. Impfstatus, um so den Reisewunsch mit dem passenden Reiseziel zu verbinden. Ihre körperliche Leistungsfähigkeit und mögliche Komplikationen sind, auch vorausschauend, zu besprechen. 

Berücksichtigen Sie die Gegebenheiten Ihres Reiseziels (Temperatur/Hitze, Höhenlage, Luftfeuchtigkeit, Luftqualität/Luftverschmutzung…) ebenso wie den An- und Abreiseweg (Flugzeug, Schiff, Auto, etc.).

Die Reiseapotheke und Ihr Notfallset sind ebenso zu besprechen und bei Bedarf zu aktualisieren. Informieren Sie sich auch über die medizinische Infrastruktur und ggf. eine medizinische Betreuung vor Ort. 

Ergänzend hilfreich können Unterlagen, wie z.B. der Europäische-Notfallausweis (ENA) oder ein Attest-Dokument bzgl. Ihrer Erkrankung, Ihrer notwendigen Medikamente und Dosierungen, Ihrem individuellen Notfall-Verhalten sein. Diese Dokumente erhalten Sie ggf. über Ihren behandelnden Arzt. MEDIF (medizinische Flugtauglichkeitsbescheinigung) ist die Grundlage für eine geplante Flugreise, dessen Ausstellungsdatum nicht älter als ein Monat sein darf und ebenfalls von dem behandelnden Pneumologen auszufüllen ist. 

Wer öfters fliegt, sollte sich mit FREMEC (Frequent Travellers Medical Card = medizinische Bescheinigung für Vielflieger) beschäftigen. Viele Fluggesellschaften bieten z.B. Unterstützung beim Ein- und Aussteigen, Zugang zu speziellen Wartebereichen sowie schnellerem Check In-Verfahren) an. 

Weitere Tipps

  • Planen Sie realistisch.
  • Staus, Umleitungen, mögliche Reiseänderungen berücksichtigen, z.B. auch die Akku-Laufzeit für eine Flugreise incl. geforderter „Reserve“.
  • Planen Sie Zeiten zum Ankommen – auch physisch – und zum Erholen ein.
  • Informieren Sie sich möglichst umfassend, nutzen Sie z.B. www.europeanlung.org/de-Flugreisen.
  • Prüfen Sie alle erforderlichen Papiere (z.B. auch Sicherheitsdatenblätter der medizinischen Geräte, …) auf Vollständigkeit und reichen Sie diese rechtzeitig bei den entsprechenden Stellen, incl. Bestätigung/ Rückantwort, ein.
  • Versichern Sie sich, ob ein ausreichender Versicherungsschutz für das geplante Urlaubsziel (Reiserücktrittsversicherung, Reiserückholversicherung, Reise-Krankenversicherung) besteht.
  • Tragen Sie alle wichtigen Informationen zu Ihrer Atemwegserkrankung sowie möglichen Begleiterkrankungen, z.B. Medikamentenplan, Notfallspray, zusammen.
  • Prüfen Sie die Notwendigkeit eines Stromadapters am Urlaubsort.
  • Erstellen Sie sich rechtzeitig im Vorfeld Checklisten:
    – Daten der Reise, orientiert an der Anreise per Bahn/Flugzeug/Auto
    – Kofferpacken
    – Zubehör für die notwendigen Therapien (Ersatz-Nasenbrillen, …)
  • Tipp: Urlaubsziele mit einem Gradierwerk unterstützen Atemwegspatienten beim Besuch der Saline im Hinblick auf das Lösen von Sekret

Gestalten Sie ihr Leben mit Ihrer Atemwegserkrankung aktiv, gut geplant und überlassen Sie möglichst wenig dem Zufall. Lassen Sie sich von den Experten unter den spezialisierten Fachhändlern zur Langzeit-Sauerstofftherapie beraten.

Quellen:
– Patientenzeitschrift COPD in Deutschland (Patienten-Bibliothek), Ausgabe 2 | 2024
– Foto: carolthaker / istock.com

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