Eins ist klar: Es gibt viele Wege, die zum Rauch-Stopp führen. Doch egal, für welchen man sich letztlich entscheidet – eine Rauchentwöhnung durchzuziehen, ist immer eine richtige Entscheidung, erst Recht für COPD-Patient:innen. Die Gesundheit wird es einem danken, in den allermeisten Fällen sogar schon relativ zügig: In der Regel verspürt man innerhalb von wenigen Tagen eine Veränderung – sei es durch die Menge des Auswurfs, die geringer wird, oder durch eine spürbar bessere Lungenfunktion. Und das Beste: Langfristig erhöhen sich durch eine Rauchentwöhnung sowohl die Lebenserwartung als auch die Lebensqualität.
Welche Methoden funktionieren wirklich, um mit dem Rauchen aufzuhören?
Das Warum ist also geklärt. Die nächste Frage, die sich einem nun stellt, ist die nach dem Wie: So viele gute Gründe es auch gibt, mit dem Rauchen aufzuhören – ebenso viele unterschiedliche Methoden und Ansätze stehen Raucher:innen zur Verfügung. Wichtig zu wissen: Rauchen ist nicht nur eine körperliche Abhängigkeit. Oft ist es auch die Gewohnheit, also das Verhalten, das kombiniert mit dem Tabak selbst zur Sucht wird. Wie aber kommt man nun davon los? Den einen Königsweg für alle gibt es leider nicht, doch es gibt klare Empfehlungen, die die Chance auf Erfolg erhöhen. Dazu gehören einerseits die Anwendung spezieller Hilfsmittel und andererseits verhaltenstherapeutische Angebote. Doch was bedeutet das konkret?
Nikotinersatzpräparate
Nikotinersatzpräparate wie Nikotinpflaster, -kaugummis oder Nasensprays erleichtern den Weg aus der Sucht. Ihre Funktionsweise ist recht simpel: Über eine zeitlich begrenzte Dauer wird dem Körper von außen Nikotin zugeführt, ohne dabei den Organismus mit den zahlreichen im Zigarettenrauch enthaltenen Giftstoffen zu belasten.
Medikamente
Neben Ersatzpräparaten gibt es auch Medikamente, die die Entzugssymptome und das Rauchverlangen nach einem Rauchstopp abmildern. Da diese jedoch Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben könnten, sollte eine Einnahme gerade bei COPD-Patient:innen auf jeden Fall mit dem oder der behandelnden Fachärzt:in abgesprochen werden.
Ob es wirklich Medikamente braucht, um den Entzug zu schaffen, ist nicht zuletzt auch abhängig vom persönlichen Rauchverhalten. Denn zwischen dem Rauchen aus Genuss, Stress oder der Sucht heraus bestehen große Unterschiede. Insbesondere im Falle einer Abhängigkeit ist eine verhaltenstherapeutische Betreuung sinnvoll. Was bedeutet das genau? Eine solche Maßnahme kann ganz unterschiedlich aussehen – beispielsweise gibt es Einzel- oder Gruppenkurse, Kurse per Smartphone-App oder ganze Bücher, die den Betroffenen helfen sollen, ihr Verhalten zu ändern. Die Komponente der mentalen Unterstützung ist in jedem Fall nicht zu vernachlässigen.
Interessanterweise konnten Studien belegen, dass die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Entwöhnung deutlich steigt, wenn Raucher:innen die therapeutischen Angebote in Kombination mit medikamentöser Unterstützung wahrnehmen.
Übrigens: Eine Meta-Studie mit insgesamt fast 45.000 Teilnehmer:innen untersuchte die Wirksamkeit von Nikotinersatztherapien (NET). Darunter fallen beispielsweise Hautpflaster, Kaugummis oder Nasen- und Mundsprays, die durch bestimmte Inhaltsstoffe den Entzug erleichtern sollen. Dabei zeigte sich, dass die Erfolgsaussichten für den Tabak-Entzug bei verschiedenen NET-Formen gleich ausfielen – lediglich die Kombination von Nikotinpflastern mit anderen NET führte zu einer um 17% bis 37% höheren Erfolgsrate. Es gibt zudem Hinweise, dass höhere Dosierungen effektiver sein könnten und ein Therapiebeginn vor dem geplanten Rauchstopp vorteilhaft sein könnte. Die Sicherheit der NET erfordert jedoch weitere Forschung, räumt das Studienteam ein.
E-Zigaretten
Rauchentwöhnung über die E-Zigarette – klingt kurios? Tatsächlich weisen neuere Studien darauf hin, dass sich die elektrischen “Glimmstengel” zur Rauchentwöhnung eignen könnten. Zwar sind die Langzeiteffekte des Dampfens derzeit noch unerforscht, jedoch scheint der Umstieg auf die gesundheitlich weniger belastenden E-Zigaretten vielen Raucher:innen den Ausstieg insgesamt zu erleichtern.
E-Zigaretten: Ist Dampfen besser als Rauchen?
Suchttherapie
„Man muss es nur wollen“ – so lautet der häufigste Rat, den Entzugswillige zu hören bekommen. Sicher ist der Wille zum Rauch-Stopp eine wichtige Voraussetzung, jedoch führt die reine Absicht in den meisten Fällen zum Scheitern der Rauchentwöhnung: Im Schnitt bleiben lediglich unter 5 Prozent auf diesem Weg dauerhaft rauchfrei.
Statistisch mehr Erfolg versprechen die oben erwähnten strukturierten Entwöhnungsprogramme, die eine Verhaltenstherapie mit medikamentöser Unterstützung kombinieren. Sie werden von vielen Therapeut:innen und Kliniken beispielsweise im Rahmen einer Reha angeboten. Hier geht es vor allem darum, das eigene Verhalten analysieren zu lernen – und somit der Versuchung im entscheidenden Moment widerstehen zu können.
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Entspannung, Yoga und Akupunktur
Alternativ oder ergänzend sind auch Entspannungstechniken ein wirksames Mittel gegen Stress. Methoden wie das autogene Training, Yoga, Qi Gong, Hypnose und viele weitere können dabei helfen, Nervosität und dem Gefühl der Unausgeglichenheit wirksam zu entgegnen. Auch alternative Ansätze wie die Akupunktur werden vielerorts zur Rauchentwöhnung angeboten, wobei es keine aussagekräftigen Statistiken zur Wirksamkeit dieser Methoden gibt.
Jetzt mit dem Rauchen aufhören: Hier gibt es Unterstützung
Egal für welche Methode(n) man sich letztendlich entscheidet: Niemand sollte diesen Weg alleine gehen müssen. Es ist extrem empfehlenswert, den oder die Partner:in mit ins Boot zu holen, die behandelnde Praxis nach Unterstützung zu fragen und sich generell Menschen in seinem Umfeld anzuvertrauen. Einer Studie zufolge ist es vor allem der persönliche Kontakt, der den Betroffenen hilft – selbst über Telefon. Die Unterstützung durch Freund:innen und Familie ist damit weitaus effektiver als jede Aufklärungsbroschüre.
Weitere Informationen und Unterstützung bei der Rauchentwöhnung bietet neben vielen Krankenkassen auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA):
- Kostenlose telefonische Beratung bietet die BzgA unter der Nummer 0800 831 31 31
- Das Portal www.rauchfrei-info.de bietet viele hilfreiche Tipps bei der Rauchentwöhnung
- Anbieter von Entwöhnungskursen in der Nähe findet man zudem hier: www.rauchfrei-programm.de
Egal, für welchen Weg man sich entscheidet – eine Rauchentwöhnung ist ein großer und bedeutender Schritt in Richtung höherer Lebensqualität und besserer Gesundheit. Der Körper und insbesondere die Lunge werden es einem danken – und einem im Gegenzug mit gesteigerter Fitness, einer höheren Lebenserwartung und einem Leben voller Wohlbefinden belohnen.
Quellen:
– Lungenärzte im Netz: Therapie. Abgerufen via https://www.lungenaerzte-im-netz.de/krankheiten/nikotinsucht/therapie/ am 16.12.2021
– Hartmann-Boyce J, Hong B, Livingstone-Banks J, Wheat H, Fanshawe TR. Additional behavioural support as an adjunct to pharmacotherapy for smoking cessation. Cochrane Database of Systematic Reviews 2019, Issue 6. Art. No.: CD009670. DOI: 10.1002/14651858.CD009670.pub4
– Hartmann-Boyce J, Lancaster T, Stead LF. Print-based self-help interventions for smoking cessation. Cochrane Database of Systematic Reviews 2014, Issue 6. Art. No.: CD001118. DOI: 10.1002/14651858.CD001118.pub3
– Helmholtz Zentrum München, 2023: Welche Nikotinersatztherapie wirkt am besten? Abgerufen bei https://www.lungeninformationsdienst.de/aktuelles/news/artikel/welche-nikotinersatztherapie-wirkt-am-besten am 8.12.2023
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