Um zu verstehen, wie eine COPD ausgelöst wird, muss man erst einmal wissen, was genau hinter diesen vier Buchstaben steckt. Denn der ausgeschriebene Name gibt hier schon eine gute Orientierung: Chronisch obstruktive Lungenerkrankung. Aber was bedeutet das nun?
Chronisch heißt, dass COPD nicht nur anfallsweise auftritt, sondern Betroffene ständig begleitet. Das Wort obstruktiv steht hingegen für die dauerhafte Verengung der Bronchien (Atemwege). Das P für pulmonary steht für die Lunge, wie z. B. eine Emphysem Bildung und D für die Diagnose. Man kann sich also vorstellen, dass die Atmung durch eine COPD erheblich erschwert wird – und das Wohlbefinden allgemein beeinträchtigt.
Was ist COPD? Die 10 wichtigsten Fakten
COPD ist eine chronische, obstruktive Lungenerkrankung – so weit, so gut. Doch was bedeutet das genau und welche Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei dieser Diagnose? Weiterlesen
Wie entsteht eine COPD?
Was ist es nun genau, dass die COPD entstehen lässt? Die Hauptursache ist klar: Acht bis neun von zehn Patient:innen sind (ehemalige) Raucher:innen. Wie hängt das zusammen? Es lohnt sich ein Blick in unser Wunderorgan Lunge: Beim Tabakkonsum dringen konstant gewisse Schadstoffe in die Atemwege ein – das belastet die feingliedrigen Strukturen des Bronchialbaums und des Lungengewebes. Diese dauerhafte Belastung wiederum setzt chronische Entzündungsprozesse in Gang. Das Ergebnis: Die Schleimhaut in den Bronchien baut sich dadurch um – und Lungengewebe wird abgebaut. Der irreversible Schaden, den die Lunge hier nimmt, führt irgendwann dazu, dass eine COPD entsteht. Das bedeutet: Die Patient:innen erfahren eine unheilbare – und unumkehrbare – Störung der Atmung, die Obstruktion. Genauer: Die Bronchien sind dauerhaft entzündet und verengt.
Doch was ist mit den anderen zehn bis 20 Prozent der Betroffenen, die an einer COPD erkranken, ohne jemals geraucht zu haben? Tatsächlich gibt es noch andere Faktoren, die eine Lungenerkrankung wie die COPD begünstigen – etwa ein hohes Alter. Das Risiko steigt hier besonders ab dem 40. Lebensjahr an.
Ein weiterer Verursacher kann eine hohe Schadstoffbelastung in der Umgebungsluft sein – etwa in extrem dicht bebauten Gebieten. Gleichzeitig könnte auch die Luft am Arbeitsplatz eine COPD verursachen. Denn wer beispielsweise viel schweißt oder in der Landwirtschaft arbeitet, setzt seine Lunge einer höheren Belastung aus, als es zum Beispiel bei einem Bürojob der Fall ist. Zusätzlich spielt die genetische Veranlagung eine nicht zu unterschätzende Rolle. Wer also eine familiäre Vorbelastung hat, sollte auch seine eigene Gesundheit bei der oder dem Lungenfachärzt:in überprüfen lassen – auch, um einen Alpha-1-Antitrypsin-Mangel, kurz AATM, auszuschließen. Hierbei handelt es sich um eine genetisch bedingte Erkrankung, bei der das Lungengewebe angegriffen wird. So werden die typischen COPD-Symptome hervorgerufen.
Nicht zuletzt ist ebenso möglich, dass die COPD durch eine andere chronische Lungenerkrankung hervorgeht – dem Asthma. Es wird häufig schon während der Kindheit oder Jugend diagnostiziert und in den meisten Fällen durch Allergien ausgelöst. Kommt später dann noch Tabakkonsum oder das ständige Inhalieren von anderen Schadstoffen hinzu, kann sich mit der Zeit eine Mischform der beiden Krankheitsbilder ergeben – hier spricht man vom Asthma-COPD-Overlap-Syndrom, kurz ACOS. Asthma-Patient:innen sollten daher ebenfalls regelmäßig zum oder zur Lungenärzt:in gehen.
Welche Risikofaktoren für COPD gibt es?
Doch gibt es etwas, was die COPD mit hoher Wahrscheinlichkeit vorhersagen kann? Tatsächlich wurde in zwei unabhängig voneinander durchgeführten Langzeit-Studien anhand von mehreren tausend Proband:innen untersucht, wie sich der FEV1-Wert vom Kindes- bis zum Erwachsenenalter entwickelte. Der Wert misst die Lungenfunktion – und man wollte herausfinden, welchen Zusammenhang er mit der Entstehung von COPD im fortgeschrittenen Alter hatte. Es zeigte sich deutlich, dass niedrige FEV1-Werte in der Kindheit ein bis zu 35-fach erhöhtes Risiko ausmachten, später im Leben die Diagnose COPD zu erhalten. In der Studie wurden sowohl Raucher:innen als auch Nicht-Raucher:innen untersucht.
Die richtige Diagnose einer COPD ist die Basis für eine erfolgreiche Behandlung – welche Untersuchungen wichtig sind und welche Rolle der FEV1-Wert dabei spielt. Weiterlesen
Aus den Ergebnissen schlossen die Forscher:innen, dass es bestimmte Faktoren geben musste, die bereits in der Kindheit den Grundstein für eine COPD legten. Daher schauten sie sich besonders die Daten aus der Kindheit von all den Proband:innen an, die später die Diagnose erhielten. Die Gemeinsamkeiten waren auffällig: Viele von ihnen litten schon im Kindesalter unter Asthma, Bronchitis, Lungenentzündungen, allergischem Schnupfen und Ekzemen. Doch auch vermeidbare Ursachen gehörten dazu – darunter sehr zentral: der Tabakkonsum der Eltern. Er scheint ein bedeutsamer Dreh- und Angelpunkt im Leben von (späteren) COPD-Patient:innen zu sein.
Es gibt zahlreiche Faktoren, die das Risiko beeinflussen, an einer COPD zu erkranken. Doch deutlich hervorzuheben ist hier das Rauchen. Wer sich also bewusst dazu entscheidet, passivem und aktivem Rauchen aus dem Weg zu gehen, kann seine Gesundheit allgemein und langfristig positiv beeinflussen. Der Körper wird es einem danken – mit einem längeren Leben und mehr Wohlbefinden.
Quellen:
– Lungenärzte im Netz, 2016: Kann man gleichzeitig COPD und Asthma haben? Abgerufen via https://www.lungenaerzte-im-netz.de/kann-man-gleichzeitig-asthma-und-copd-haben am 01. Juli 2022
– MedWiss, 2022: Risiko für COPD im Alter scheint sich bereits im Kindesalter abzuzeichnen. Abgerufen via https://www.medwiss.de/risiko-fuer-copd-im-alter-scheint-sich-bereits-im-kindesalter-abzuzeichnen am 30. Juni 2022
– Lungeninformationsdienst, 2020: ALPHA-1-ANTITRYPSIN-MANGEL (AATM). Abgerufen via https://www.lungeninformationsdienst.de/alpha-1-antitrypsin-mangel am 30. Juni 2022
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