Vorweg: Chronische Erkrankungen wie COPD oder Asthma lassen sich nicht über Blutwerte alleine diagnostizieren. Spezielle Werte, die beispielsweise bei Nieren- oder Lebererkrankungen im Blut “abgelesen” werden können, gibt es nicht. Dennoch sind einzelne sogenannte Biomarker, also die Konzentration bestimmter Stoffe im Blut, gute Indikatoren dafür, wie es um die Lungengesundheit eines oder einer Patient:in steht. Doch welche sind hier von Bedeutung?
Das kann man im Blut erkennen
Der menschliche Körper pumpt etwa fünf bis sechs Liter Blut durch seine Arterien und Venen. Das Blut versorgt somit den ganzen Organismus mit Sauerstoff. Höchste Zeit, dem roten “Lebenssaft” mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Doch wer sich seinen Laborbericht einmal selbst angesehen hat, wird schnell überflutet sein mit all den Werten, die hier notiert sind. Für Lungenerkrankungen sind vor allem die folgenden interessant:
- Der CRP-Wert: CRP steht für C-reaktives Protein. Es stellt einen Entzündungsparameter dar. Für den oder die behandelnde Ärzt:in gibt es einen wichtigen Hinweis darauf, ob beispielsweise Antibiotika eingesetzt werden müssen, um eine Entzündung zu stoppen oder einzudämmen.
- Die eosinophilen Granulozyten: Diesen Wert schaut man sich im Zusammenhang mit der Geschichte des Patienten an, was eventuell vorangegangene Exazerbationen angeht. So zeigen die Eosinophile im Blut an, ob aktuell eine allergische oder immunologische Infektion vorliegt, die durch glukokortikoide Steroide gebessert bzw. behandelt werden kann. Sie zeigen dem oder der Lungenfachärzt:in zum Beispiel an, ob ein inhalierbares Kortikosteroid (ICS, umgangssprachlich Kortison-Spray genannt) verordnet werden sollte.
- Als Leukozyten werden die weißen Blutkörperchen bezeichnet. Ist ihr Wert erhöht, bedeutet das häufig, dass das Immunsystem mit der Abwehr von Krankheitserregern beschäftigt ist. Es gibt jedoch auch bestimmte Arten von Medikamenten – darunter kortisonhaltige Stoffe – die den Leukozyten-Anteil im Blut erhöhen können.
- Antitrypsin: Zwar kein Teil des großen Blutbilds, aber ein zentraler Wert, der eine erbliche Ursache von COPD nachweist: Das Antitrypsin-Mangel-Syndrom. Gerade bei jungen Menschen unter 45 Jahren, die COPD-Symptome aufweisen, kann die Durchführung dieses Tests Sinn ergeben. Denn obwohl 9 von 10 Fällen von COPD durch eine oft langjährige Raucher:innen-Vergangenheit zurückzuführen sind, gibt es auch andere Ursachen für eine COPD. Ist der Bluttest positiv, kann im zweiten Schritt ein Gentest durchgeführt werden, um die die Diagnose zu bestätigen.
- Besonders bei Asthma relevant: Der IgE-Wert. Diese Abkürzung steht für das Immunglobulin E – doch relevanter sind die Antikörper dagegen. Denn ihre Menge gibt an, wie stark die allergische Reaktion des Immunsystems auf bestimmte Stoffe ist. Ist der gemessene Wert also besonders hoch, ist auch die allergische Reaktion stark – dementsprechend belastend sind dann die Asthma-Symptome, wenn man mit diesen Allergenen in Kontakt kommt.
Abgesehen von den Messungen der Blutwerte kann es sinnvoll sein, eine Blutgasanalyse durchzuführen. Sie hilft beispielsweise, eine Ateminsuffizienz zu diagnostizieren. Außerdem können ihre Ergebnisse zusätzlich wichtige Hinweise in Ergänzung zur Lungenfunktion geben, ob eine Lungenerkrankung sich verbessert oder verschlechtert hat. Gemessen werden die beiden zentralen Gase Sauerstoff (O2) und Kohlenstoffdioxid (CO2), deren Verhältnis ein guter Indikator für die Lungenfunktion ist.
Das sagen Blutwerte über die Lebenserwartung aus
Wie genau die Blutwerte mit dem Verlauf einer COPD zusammenhängen, erforschte ein Team aus den USA. Bei der Auswertung ihrer Daten zeigte sich, dass diverse Entzündungswerte mit dem individuellen Krankheitsverlauf in Verbindung gebracht werden konnten. Vereinfacht gesagt: Hohe Entzündungswerte ließen eine schlechte Prognose für die Lungenerkrankung prophezeien. Zusammen mit anderen statistischen Werten wie Alter, Geschlecht, Gewicht, Informationen zur Lebenssituation oder andere Begleiterkrankungen konnte man ein schlüssiges Bild davon zeichnen, wie es den Patient:innen aktuell geht und zukünftig ergehen könnte.
Häufige Begleiterkrankungen der COPD
Eine COPD kommt selten allein – denn es handelt sich dabei um eine systemische Erkrankung, die den gesamten Organismus belastet. Doch womit genau müssen Patient:innen rechnen und was können sie tun, um möglichst lange gesund zu bleiben? Weiterlesen
Blut spielt eine große Rolle für unseren Organismus – gerade als Lungenpatient:in. Es schadet daher nicht, die Namen der wichtigsten Werte zu kennen, die etwas über unsere allgemeine Gesundheit aussagen. Denn wer sich informiert hält und Interesse für sein Wohlbefinden entwickelt, ist im Vorteil – und kann es letztlich auch besser kontrollieren.
Quellen:
– Clasen, 2022: COPD. Abgerufen via https://www.onmeda.de/krankheiten/copd-id200968/ am 28. Juni 2022
– Ärztezeitung, 2005: Viele COPD-Kranke haben eine Anämie und erhöhtes CRP. Abgerufen via https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Viele-COPD-Kranke-haben-eine-Anaemie-und-erhoehtes-CRP-333041.html am 24. Juni 2022
– Seidel & Feichter, 2022: COPD. Abgerufen via https://www.netdoktor.de/krankheiten/copd/ am 28. Juni 2022
– Lungenärzte im Netz, 2019: Warum bei der Behandlung von COPD und Asthma auch das Blutbild entscheidend ist. Abgerufen via https://www.lungenaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/warum-bei-der-behandlung-von-copd-und-asthma-auch-das-blutbild-entscheidend-ist/ am 28. Juni 2022
– Deutsches Gesundheitsportal, 2022: Bestimmte Blutwerte könnten helfen, COPD-Verlauf besser einzuschätzen. Abgerufen via https://www.deutschesgesundheitsportal.de/2022/05/10/blutwerte-biomarker-copd-verlauf/ am 24. Juni 2022
– Förster, 2022: Blutuntersuchung und Blutwerte bei Asthma. Abgerufen via https://www.grossesblutbild.de/blutwerte-bei-asthma.html#Welche_Blutwerte_sind_bei_Asthma_erhoeht am 28. Juni 2022
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